Die
Di
lcttantcn.
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Schmiercr;
„An Schmierern fehlÜs nicht. nicht am Lob der
Der rühmt sich selbst, den preiset ein Verleger,
Der Gleiche den, der Pöbel einen Drittenf")
ii
Aber der Dilettantismus läfst sich doch auch freund-
licher auffassen; Goethe selbst wollte ja nicht aus Eitel-
keit noch Maler werden, da er schon ein berühmter
Dichter und nebenbei ein hochgestelltei" Staatsbeainter"
war. Das Produzieren oder Reproduzieren gehört mit
zum lebhaften Aufnehmen von Eindrücken, es ist eine
psychisoll-mechanische Reaktion. Schon bei Kindern
gewahren wir sie; wenn sie Soldaten oder Seiltänzer
sehen, wenn sie von Kriegsereignissen oder Indianer-
thaten erfahren, so werden sie Soldaten oder Seiltänzei"
oder Indianer spielen. Ähnlich verhält sich der Dilettant
zu'den Künstenß) leider aber verwechselt er seinen
Nachahmungstrieb oft mit schöpferischem Genie; er über-
sieht, dafs er durch Kunstwerke zur Nachahmung und nicht
von der Natur unmittelbar zur Produktion aufgefordert
wurde. Vorläufig geniefst er, wie er durch seine eigenen
Versuche den bewunderten Werken der grofsen Meister
näher rückt. Als Goethe die Kilnststätten Roms (lurch
wiederholtes Betrachten gut kennen gelernt hatte, fand
er doch, wenn er sich mit T ischbein und anderen Malern
verglich, "den Künstler beneidenswert, der durch Nach-
bildung und Nachahmung auf alle Weise jenen grofsen
Intentionen sich mehr nähert, sie besser begreift als
der blofs Beschauencle und Denkendeßil) So hatte er
1) Gedichte, Invcktiven, 'l"riumvirat. e) Schriften
Kunst. _Über den sog. Dilcttantismus 1799. Einleitendes
Allgemeines. 3) ltal. Reise, I6 Februar 1787.
über
und