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Goethes
Ästhetik,
so wird ein vergleichendes Urteil immer unpassender,
je genauer man es betrachtet Man vergleiche sie
(die Orientalen) mit sich selbst, man ehre sie in ihrem
eigenen Kreise und vergesse doch dabei, dafs es
Griechen und Römer gegeben . Haben wir Deutsche
nicht unseren herrlichen Nibelungen durch solche Ver-
gleiche (mit Homer) den gröfsten Schaden gethan?
S0 höchst erfreulich sie sind, wenn man sich in ihren
Kreis recht einbürgert und alles vertraulich und dankbar
aufnimmt, so wunderlich erscheinen sie, wenn man sie nach
einem Mafsstabe mifst, den man niemals bei ihnen an-
schlagen sollte. Es gilt ja schon dasselbe von demWerke
eines einzigen Autors, der viel, mannigfaltig und lange
geschrieben. Überlasse man doch der gemeinen, un-
behülflichen Menge, vergleichend zu loben, zu wählen
und zu verwerfen!"
Wohl war Goethe ein entschiedener, dankbarer V er-
ehrer der klassischen Kunst, aber das durfte ihn nicht '
hindern, zeitweilig auch Werke des Mittelalters zu geniefsen.
„Wie aber kann sich Hans
Mit Phidias nur messen?
VOII
Eycuk
Ihr müßt, so lehr' ich, allsogleich
Einen um den andern vergessen.
Denn wärt ihr stet-s bei Einer geblieben,
Wie könntet ihr noch immer lieben?
ist die
Das
Kunst,
die
ist
das
KYclt.
Dafs
eins
andere
ums
gefällt.
Eine kleinliche Art, Kunstwerke zu
ferner die bei den Philologen beliebte
betrachten, ist
Beschäftigung,
Gedichte,
Kunst,
Modernes.