Das
Kritisiereri.
265
hatte, hoch und höher gehoben, der andere tief und
tiefer dagegen herabgesetzt. Die ersten Male suchte
ich die Verteidigung des Herabgesetzten zu übernehmen
und seine Vorzüge geltend zu machen, dies aber
verfing nicht, man hatte Partei ergriffen und blieb auf"
seinem Sinne Leider war die Unterhaltung mit
Künstlern und Kunstfreunden nicht erbaulicher
Bald war es Rafael, bald Michelangelo, dem man den
Vorzug gab." Goethe wufste aus eigener Erfahrung,
dafs gerade von diesen beiden Künstlern, denen er zu
gleicher Zeit nahe trat, der eine immer die unbefangene
Aufnahme des andern zu verhindern schien, aber er
kämpfte gegen diese Verwirrung sorgsam an. "Es ist
so schwer, ein grofses Talent zu fassen, geschweige
denn zwei zugleich. Wir erleichtern uns dieses durch
Parteilichkeit, deshalb denn die Schätzung von Künstlern
und Schriftstellern immer schwankt und einer oder der
andere immer ausschliefslich den Tag beherrscht. Mich
konnten dergleichen Streitigkeiten nicht irre machen,
da ich sie auf sich beruhen liefs und mich 1nit unmittel-
barer Betrachtung alles Werten und Würdigen be-
schäftigtef").
Bei diesem Grundsatze blieb er zum grofsen Vor-
teil seiner Genufsfähigkeit. Er lehnte es ab, wie andere.
Kenner der orientalischen Litteratur diese mit der
griechischen oder römischen irgendwie zusammen-
zustellen?) "Jedermann erleichtert sich durch Ver-
gleichung das Urteil, aber man erschwert sich's auch;
denn wenn ein Gleichnis, zu weit durchgeführt, hinkt,
Ital. Reise,
Warnung.
I)
Divan.
über
Bericht
August
1737-
Noten
zum.