K ritisicren.
Das
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Da warf ich in ein Eckchen mich,
Die Eingeweide brannten.
Um ihn versammelten Männer sich,
Die ihn einen Kenner nannten."
Das ist freilich das "Fraurigste, dal's der Nörgler und
Tadler dem Publikum so oft als Kenner erscheint.
„Man sagt: Eitles Eigenlob stinket; das mag sein.
Was aber fremder und ungerechter Tadel für einen
Geruch habe, dafür hat das Publikum keine Nasef")
"Bücher werden jetzt nicht geschrieben, um gelesen zu
werden", klagt Goethe ein anderlnalf) „um sich daraus
zu unterrichten und zu belehren, sondern um rezensiert
zu werden, damit man wieder darüber reden und meinen
kann, so ins Unendliche fort. Seitdem man die Bücher
rezensiert, liest sie kein Mensch aufser dem Rezensenten,
und der auch nur so."
Oft hat Goethe erklärt, dafs der Dichter und jeder
andere Künstler am besten thäte, sich um die Kritiker
gar nicht zu kümmern. "Sonst war ich ein Freund
von Narren," erzählt er einmalß) er habe sie in sein
Haus hinein gelassen:
"Brachte jeder seinen Sparren,
Wollten Zimmermcister sein;
Wollten mir das Dach abtragen,
Ein andres setzen hinauf;
Sie legten das Holz zu Schragen
Und nehmen's wieder auf;
1) Maximen und Reflexionen.
1806, Biedermann II, 109. 3)
9) Zu Riemer, 7. November
Gedichte, Parabolisch. Valet.