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Goethes
Ästhetik.
Namentlich
müssen
wir
UHS
V O 1'
einer
s chnellen
lehnung hüten, wenn Kunstwerke aus anderen Kultur-
kreisen vor uns treten; denn wenn wir ihnen nicht eine
weite Strecke entgegenkommen, so werden wir ihren
Wert nicht ergreifen. Indem Goethe seinen Landsleuten
persische Gedichte verlegte, schrieb er: "Wollen wir
an diesen Produktionen der herrlichsten Geister teil-
nehmen, so müssen wir uns orientalisieren; der Orient
wird nicht zu uns herüberkommenf")
verstehen,
will
Dichten
das
ÄVer
Mufs ins Land der Dichtung gehen
YVer den Dichter Will verstehen,
Mufs in Dichters Lande gehcnf")
Goethe war sehr davon überrascht, dafs Homer, den
er doch von Jugend auf kannte und völlig ergriffen zu
haben glaubte, für ihn ein Anderer wurde, als in Sizilien
homerische Landschaften ihn umgaben. Dort im Süden
drängte es ihn, die Gedichte wieder zu kaufen und sie
seinem Begleiter, dem Maler Kniep, in einem herrlichen
Garten vorzulesen. Und an Herder schreibt er: „Nun
ich alle diese Küsten und Vorgebirge, Golfe und Buchten,
Inseln und Erdzungen, Felsen und Landstreifen, buschige
Hügel, sanfte Weiden, fruchtbare Felder, geschmückte
Gärten, gepflegte Bäume, hängende Reben, Wolkenberge
und immer heitere Ebenen, Klippen und Bänke und
das alles umgebende Meer mit so vielen Abwechslungen
und Ma-nnigfaltigkeiten im Geiste gegenwärtig halte, nun
ist mir erst die Odyssee ein lebendiges Wort." Und
vorher schon heifst es: „Was den Homer betrifft, ist
1)
nissen.
Noten zum
9) Noten
Divan. Übergang von
zum Divun. Motto.
Tropen
Zll
Gleich-