208
Goethes
Ästhetik.
Wie hier bei dem Stücke Kotzebues die Ausstattung
mehr wert war als das Drama, so leidet stets die wahre
Kunst, wenn die Technik allzuweit verfeinert und die
äufsere Form mehr beachtet wird als der innere Gehalt.
Goethe hafste allen schlechten Luxus. Z. B. klagte er
über den unsinnigen Bücherluxus in England: „Ein
botanisches Werk, blois von Tannen handelnd, kostet
achtzig Guineenlm) „Wie ganz anders mufs zu Eycks
Zeit das Kunstleben und die Kunstliebe geblüht haben!
Jetzt verschlingt der schlechte Luxus alleslm) Goethe
litt deshalb auch keinen Prunk um sich 5 er wufste ja,
"dal's jedes Werk diejenige Stimmung wieder erweckt,
aus der es hervorgegangen ist; der schlechte Luxus
geht aber schliefslich auf Menschen zurück, deren Leben
ohne Arbeit und ohne Inhalt unnütz verläuft, und selbst
auf den fleifsigen Goethe wirkte deshalb dieser Luxus
erschlaffend, Gedanken und Arbeitslust ertötend.
handen. Als junger Mann in Frankfurt dachte er sich eine
derbe Posse ,Hanswursts Hochzeitt aus. Der Hoehzeitsschmaus
sollte beim Wirt zur goldnen Laus vor sich gehen; dessen Wirts-
haus stand im Hintergrunde der Bühne, Haber so, als wenn es,
auf einem Zapfen umgedreht, nach allen vier Seiten könnte
vorgestellt werden, wobei sich jedoch die vordern Kulissen des
Theaters schieklich zu verändern hätten." (Aus meinem Leben
IV, I8.) 1) Zu Boisseree, I. Oktober 1815. Bicdermann III,
246. 2) Bei den Boisseräes in Heidelberg. September und
Oktober 1314, Biedermann III, 131.