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Schönheit
herum.
LIIIS
ganz fertig, in Bewegung und überraschender Ab-
wechslung. Stehend, knieend, sitzend, liegend, ernst,
traurig, neckisch, ausschweifend, bufsfertig, lockend,
drohend, ängstlich u. s. w.; eins folgt aufs andere und
aus dem anderen. Sie weil's zu jedem Ausdruck die
Falten des Schleiers zu wählen, zu wechseln und macht
sich hundert Arten von Kopfputz mit denselben Tüchern.
l)er alte Ritter hält das Licht dazu und hat mit ganzer
Seele sich diesem Gegenstand ergeben. Er findet in
ihr alle Antiken, alle schönen Profile der sizilianischen
Münzen, ja den belverlerischen Apoll selbst."
Als Goethe aus Sizilien zurückkehrte, lud ihn
Hamilton wieder ein, und diesmal mufste die schöne
Maid ihre musikalischen Talente zeigen. Als die Gäste
nachher in das Kunst- und Gerümpelgewölbe des
Gesandten eindringen durften, bemerkten sie unter
manchem köstlichen Werke der alten und neuen Zeit
einen aufrecht stehenden, an der Vorderseite offenen,
inwendig schwarz angestrichenen Kasten, den der
prächtigste goldene Rahmen einfafste. Der Raum war
grofs genug, um eine menschliche Figur aufzunehmen,
und das war auch sein Zweck. Der Kunst- und
Mädchenfreund, nicht zufrieden, das schöne Gebild als
bewegliche Statue zu sehen, wollte sich auch an ihr
als an einem bunten, unnachahmbaren Gemälde er-
götzen, und so hatte sie manchmal innerhalb dieses
goldenen Rahmens, auf schwarzem Grund vielfarbig ge-
kleidet, die antiken Gemälde von Pompeji und selbst
neuere Meisterwerke nachgeahmt. 1)
Ital.
Reise,
Mai
1737-