Die
Form.
197
die Deutschen durch diese Krankheit durchkommen,
und was daraus entsteht, ist wohl nicht für uns, doch
für unsre Nachfahren nützlich und bequem. Die
Menschen können nichts mäßig thun, sie müssen sich
immer auf eine Seite legen Doch leisteten sie nicht,
was sie leisten, wenn sie sich nicht soviel darauf ein-
bildeten."
"Es ist immer ein Zeichen einer unproduktiven
Zeit, Wenn sie so ins Kleinliche des Technischen geht,
und ebenso ist es ein Zeichen eines unproduktiven
Individuums, wenn es sich mit dergleichen befafstf")
Dabei hat doch auch Goethe in Gesprächen mit Schiller
und sonst solche Fragen hin und her geprüft, und es lag ihm
eine Zeit lang auch daran, dafs seine Hexameter Vossens
strengen Lehren genügten. Aber (las Ende war doch
immer, dal's der Dichter unbewufst, gleichsam nacht-
Wandlerisch schafft und nicht wie ein Schulknabe
Skandiert. „Der Takt kommt aus der poetischen
Stimmung, wie unbewufst. Wollte man darüber denken,
wenn man ein Gedicht macht, man würde verrückt und
brächte nichts Gescheites zu standeß?)
Gerade wenn das Metrum auf magische Weise ent-
steht, wird es auch magische Wirkung thun. „Der
Rhythmus hat etwas Zauberisches, sogar macht er uns
glauben, das Erhabene gehöre uns an."3) Und ein
andermal schreibt Goethe nach Gesprächen mit Schiller
an den Kunstfreund Meyerztl) „Es ist wirklich beinahe
magisch, dafs etwas, was in dem einen Silbenmafse
1)
1829.
Weim.
Eckermann, II. Februar 1831. 2)
3) Maximen und Reüexioxlen.
Ausg. IV, 2, 143.
Eckermann, 6.
4) 6. Juni
April
T797,