und
Gehalt
Tendenz.
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distische Sinn, welcher das Hohe, Grofse, Edle, Gute,
Zarte herunterzieht und ins Gemeine verschleppt, woran
wir immer ein Symptom sehen, dafs die Nation, die daran
Freude hat, auf dem Wege ist, sich zu verschlechtern;
vielmehr wird hier das Rohe, Brutale, Niedrige, das
an und für sich selbst den Gegensatz des Göttlichen
macht, durch die Gewalt der Kunst dergestalt empor-
gehoben, dafs Wir dasselbe gleichfalls als an dem Er-
habenen teilnehmend empfinden und betrachten müssen I"
Und an anderer Stellel) betont er:
„Bei den Griechen, deren Poesie und Rhetorik
einfach und positiv war, erscheint die Billigung öfter
als die Mifsbilligung; bei den Lateinern hingegen ist es
umgekehrt, und je mehr sich Poesie und Redekunst
verdirbt, desto mehr wird der Tadel wachsen und das
Lob sich zusammenziehen."
Lustig mag das Tadeln und Spotten scheinen, aber
es ist nur ein scheinbarer Gewinn an Lust. „Sehr
Schlimm ist es dabei, dafs das Humoristische, weil es
keinen Halt und kein Gesetz in sich selbst hat, doch
zuletzt früher oder später in Trübsinn und üble Laune
ausartet, wie wir davon die schrecklichsten Beispiele
erleben müssen. Übrigens giebt es noch immer
Menschen genug, die dergleichen Dinge anstaunen und
verehren, weil das Publikum es Jedem Dank weil's, der
ihm den Kopf verrücken willf")
Maximen und Reflexionen.
xVcim. Ausg. IV, 20, 194.
V2) An Zeltcr, 30. Oktober 1808.