und
Gehalt
Tendenz.
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sittlichen, patriotischen Ideen erfüllt, so werden sie ganz
von selber aus seinen Werken herausklingen. "Wenn
ein guter Mensch mit Talent begabt ist, so wird er
immer zum Heil der Welt sittlich wirkenf") „Hat ein
Poet den hohen Gehalt der Seele wie Sophokles, so
wird seine Wirkung immer sittlich sein, er mag sich
stellen, wie er wollef")
Zweifellos hat derjenige Künstler, dem viel Einflufs
auf seine Mitmenschen anvertraut ist, die Pflicht, be-
ständig an seiner Bildung zu arbeiten. Goethe stimmte
von Herzen dem Freunde zu, wenn er in seiner feier-
lichen Weise die Künstler ermahnte:
„Dcr Menschheit
Bcwahrct sie!
YVürde
in
ist
CUTC
Hand
gegeben,
Sie"
euch
sinkt mit
euch
Mit
wird
sich
sie
heben
Der Dichtung heilige Magie
Dient einem Weisen Weltenplane:
Still lenke sie zum Ozeane
Der grofsen Harmonielttß)
Niemand hatudiese besondere Pflicht des Empor-
Steigens um der Menschheit willen ernster genommen
als Goethe. Zu Eckermann sagte er: „Ich habe in
meinem Berufe als Schriftsteller nie gefragt: ,Wie nütze
ich dem Ganzen?" sondern ich habe immer nur dahin
getrachtet, mich selbst einsichtiger und besser zu machen,
den Gehalt meiner eigenen Persönlichkeit zu steigern
und dann immer nur auszusprechen, was ich als gut
und wahr erkannt hatte." Und indem er so die phil-
anthropische Absicht ablehnte, konnte er stolz hinzu-
Iiügen: „Dieses hat freilich, wie ich nicht leugnen will,
1') Eckcrmann, 12. Februar 1829. 2) Eckermann,
23- Miirz 1827, 3) Schiller, Gedichte, Die Künstler.