und
Gehalt
Tendenz.
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"lebenslänglich bemüht war, schädliche Vorurteile zu be-
kämpfen, engherzige Ansichten zu beseitigen, den Geist
seines Volkes aufzuklären, dessen Geschmack zu reinigen
und dessen Gesinnungs- und Denkweise zu veredeln: was
soll er denn da Besseres thun? Und wie soll er denn
da patriotischer wirken? An einen Dichter so ungehörige
und undankbare Anforderungen zu machen, wäre ebenso,
als wenn man von einem Regimentschef verlangen
wollte, er müsse, um ein rechter Patriot zu sein, sich
in politische Neuerungen vertlechten und darüber seinen
nächsten Beruf vernachlässigenf")
"Es giebt keine patriotische Kunst und keine
patriotische Wissenschaft. Beide gehören wie alles
hohe Gute der ganzen Welt anß?)
Viel gefährlicher noch als der allgemeine Patriotismus
ist dem Dichter die Parteipolitik. Er steigt da noch
tiefer herab von der Höhe, die ihm angewiesen war, und
er gerät an das Negieren, Opponieren und Disputieren,
die doch das Gegenteil von künstlerischem Gestalten sind.
„Geben Sie Acht," sagte Goethe wenige Tage vor
seinem Tode über Uhland, "der Politiker wird den
Poeten aufzehren. Mitglied der Stände sein und in
täglichen Reibungen und Aufregungen leben, ist keine
Sache für die zarte Natur eines Dichters."3) Und ein
andermal urteilte er von dem englischen Dichter
Thomson, sein Gedicht über die jahreszeiten sei sehr
gut, das über die Freiheit dagegen sehr schlecht, und
das Letztere erkläre sich nicht aus Mangel an Poesie
1 8 32.
März
1) Zu Eckerrnann, im März
Reflexionen. 3) Eckcrmann, im
1832.
Maximen
und