Stoff.
Der
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als Geist und mehr politischen Geist als künstlerischen,
alle Naivetät und Sinnlichkeit ist dagegen gänzlich ver-
loren gegangen."
Als von Manzonis ,Verlobtent wieder die Rede war,
dachte Goethe auch an die bekannte Lehre des
Aristoteles, das Trauerspiel müsse Furcht erregen, wenn
es gut sein solle, und er sagte zu Eckermannf) das
gelte nicht blofs von der Tragödie, sondern auch von
mancher andern Dichtung. „Sie finden es in meinem
,Gott und die Bajaderet, Sie finden es in jedem Lust-
spiele und zwar bei der Verwickelung; ja, Sie finden es
sogar in den ,Sieben Mädchen in Uniform?) indem
wir doch immer nicht wissen können, wie der Spafs
für die guten Dinger abläuft. Diese Furcht nun kann
doppelter Art sein: sie kann bestehen in Angst oder
sie kann auch bestehen in Bangigkeit. Diese letztere
Empfindung wird in uns rege, wenn wir ein moralisches
Übel auf die handelnden Personen heranrücken und
sich über sie verbreiten sehen, wie z. B. in den ,Wahl-
Aerwandtschaften". Die rängst aber entsteht im Leser
oder Zuschauer, wenn die handelnden Personen bedroht
werden, z. B. in den ,Galeerensklavent3) und im ,Frei-
schützt; ja in der Scene der Wolfsschlucht bleibt es
nicht einmal bei der Angst, sondern es erfolgt eine
totale Vernichtung in allen, die es sehen.
X„Von dieser Angst nun macht Manzoni Gebrauch,
und zwar mit wunderbarem Glück, indem er sie in
1) Eckcrmann, 21. Juli 1827.
G. Winkler (Thcodor Hell).
e) VOn
Angely.
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Von