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Stoff.
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aber Goethe war nicht völlig zufrieden. "Wenn er das
prosaisch Reelle durch das poetisch Symbolische erheben
lernt, so kann es was Erfreuliches wer-denk")
So mufs auch der Dramatiker uns mehr bieten als
zufällige Bilder. Schiller sagt in Gedanken an seinen
,Wallenstein' geradezu, alle poetischen Personen seien
symbolische Wesen, die das Allgemeine der Menschheit
(larzustellen und auszusprechen habenß) und er scheint
sich darin mit Goethe einig zu fühlen.
Eckermann fragte eines Tages, wie ein Stück be-
schaffen sein miifste, um theatralisch zu seinß) "Es
mufs symbolisch sein," antwortete Goethe. „Das heifst:
jede Handlung mufs an sich bedeutend sein und auf
eine noch wichtigere hinzielen." Es mufs nicht blofs
der erste Akt des Dramas auf die Zukunft hinweisen
und für die folgende Entwickelung unsere Teilnahme
erwecken, sondern die ganze Handlung kann uns nur
dann im Inne1'sten berühren, wenn sie nicht blofs zu-
fällige Erlebnisse längst abgeschiedener Menschen oder
blofser erdichteter Figuren uns vorführt, sondern all-
gemein menschliche Erfahrungen und ewige Wahrheiten
anzeigt, die auch uns betreffen. Weshalb hatte denn
das Drama, in dem von dem sagenhaften Doktor Faust
allerlei gefabelt wurde, so grofsen Erfolg? Der Dichter
selber sagt es: weil dieses Werk „für immer die Ent-
wickelungsperiode eines Menschengeistes festhält, der
von allem, was die Menschheit peinigt, auch gequält,
von allem, was sie beunruhigt, auch ergriffen, in dem,
was sie verabscheut, gleichfalls befangen und durch
w
1798.
An Schiller, I 8 März
s) Eckermann, 26.
1801. 2)
Juli 1226.
An Goethe,
August