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Goethe;
Ästhetik.
„Anschau'n, wenn es dir gelingt,
Dafs es erst ins Innre dringt,
Dann nach aufsen wiederkehrt,
Bist am herrlichsten belehrtf")
Wir wissen schon, dafs Goethe jungen Dichtern riet,
sich vorläufig prosaischen Geschäften zu widmen, denn
wenn sich nachher der poetische Beruf ganz zweifellos
herausstelle, so sei auch für sie diese Ausbildung in
geschäftlicher oder wissenschaftlicher Weltkenntnis sehr
wertvoll. Auch der Dichter bedarf natürlich einer all-
gemeinen Bildung, einer Erweiterung seines Gesichts-
kreises, einer Erziehung seines Charakters.
sich in der Stille,
dem Strom der Welt.
"Es bildet ein Talent
Sich ein Charakter in
Und der Dichter Tasso ist glemeint,
gleichen Scene des Dramas?) heifst:
WCIIU
CS
in
der
„Ein edler Mensch kann einem engen Kreise
Nicht seine Bildung danken, Vaterland
Und Welt mufs auf ihn wirken. Ruhm und 'l'adel
Mufs er ertragen lernen. Sich und andre
Wird er gezwungen, recht zu kennen. Ihn
Wiegt nicht die Einsamkeit mehr schmeichelnd ein.
Es will der Feind cs darf der Freund nicht schonen:
Dann übt der Jüngling strcitend seine Kräfte,
Fühlt, was er ist, und fühlt sich bald ein Mann."
Nun hat allerdings Goethe zu seinem aufrnerksamsten
Schüler einmal gesagt, dem wahren Dichter sei die
Kenntnis der Welt angeboren, und er hat dabei sich
selbst als Beispiel gegebenfl) dafs er keiner grofsen
Erfahrung bedürfe:
1) Zahme Xenien.
Februar 1824.
'asso
Efzkel
mann,