Schi
Snhcit um
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herum.
Künstlers, indem er selten fähig sei, sie ganz zu er-
reichenf")
Goethe schüttelte den Kopf. Über solche Fragen
hatte er schon vor manchem jahre mit den Freunden
in Rom diskutiert.
ganz
ZU
„Ich weifs wohl," sagte er, "dafs die Natur oft
einen unerreichbaren Zauber entfaltet; allein ich bin
keineswegs der Meinung, dal's sie in allen ihren
Äußerungen schön sei. Ihre Intentionen sind zwar
immer gut, allein die Bedingungen sind es nicht, die
dazu gehören, sie stets vollkommen zur Erscheinung
gelangen zu lassen.
"So ist die Eiche ein Baum, der sehr schön sein
kann. Doch wie viel günstige Umstände müssen zu-
sammentreffen, ehe es der Natur einmal gelingt, ihn
wahrhaft schön hervorzubringenl Wächst die Eiche im
Dickicht des Waldes heran, von bedeutenden Nachbar-
stämmen umgeben, so wird ihre Tendenz immer nach
oben gehen, immer nach freier Luft und Licht. Nach
den Seiten hin wird sie nur wenige schwache Äste
treiben, und auch diese werden im Laufe des jahr-
hunderts wieder verkümmern und abfallen. Hat sie
aber endlich erreicht, sich mit ihrem Gipfel oben im
Freien zu fühlen, so wird sie sich beruhigen und nun
anfangen, sich nach den Seiten hin auszubreiten und
eine Krone zu bilden. Allein sie ist auf dieser Stufe
bereits über ihr mittleres Alter hinaus, ihr vieljähriger
'l'rieb nach oben hat ihre ii-ischesten Kräfte hingenommen,
und ihr Bestreben, sich jetzt noch nach der Breite hin
mächtig zu erweisen, wird nicht mehr den rechten
rmamx,
Ecke]
April
1827'