Die
IICHII
Musen.
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Atmosphäre, die sich nur selten bald genug in einem
Gewitter entladet. Goethe empfand die Naturzustände
ganz nach nervöser Art; manchmal überwand er sie
durch energische Anstrengung des Willens, oft genug
aber fand er auch, dafs man solche Tage irgendwie
unthätig hinbringen, verschlafen oder vertändeln sollte.
Schiller schrieb ihm einmal: „Wie sind wir doch mit
aller unserer geprahlten Selbständigkeit an die Kräfte
der Natur angebunden, und was ist unser Wille, wenn
die Natur versagt! Worüber ich schon fünf Wochen frucht-
los brütete, das hat ein milder Sonnenblick binnen
drei Tagen in mir gelöst; freilich mag meine bisherige
Beharrlichkeit diese Entwickelung vorbereitet haben, aber
die Entwickelung selbst brachte mir doch die erwärmende
Sonne mit." Goethe antwortete: „Wir können nichts
thun, als den Holzstofs erbauen und recht trocknen;
er fangt alsdann Feuer zur rechten Zeit, und wir ver-
wundern uns selbst darüberf") Und ein andermal,
als seine eigene poetische "fhätigkeit lange stockte,
wählte er das drollige Bild: "Ich mufs mich nur als_
eine Zwiebel ansehen, die in der Erde unter dem
Schnee liegt, und auf Blätter und Blüten in den nächsten
Wochen hoffenß?)
Einige Freiheit gegenüber der Natur gewinnen wir
durch eine hygienische Lebensweise sicherer als
durch Willenswiderstand. Goethe hielt viel auf Diät und ß
empfahl sie andern Dichtern, die es brauchen konnten,
angelegentlich. „Ich will alle meine diätetischen Künste
zusammennehmen, um diesmal etwas zu liefern," schreibt
1) Schillers Brief vom 27. Februar 1795, Goethes Antwort
vom folgenden Tage. 2) An Schiller, 6. März 1799.
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