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Goethes
Ästhetik.
"Ach, dafs die innere Schöpfungskraft
Durch meinen Sinn erschöllc!"
und
sich
dann,
fast
betend,
3.11
die
Natur
wendet:
"Wie schn' ich mich, Natur, nach
Dich treu und lieb zu fühlen!
dir,
du
Ein lusfger Springbrunn, wirst
Aus tausend Röhren spielen.
Wirst alle meine Kräfte mir
mir
Sinn
meinem
erhcitern
Und dieses enge Dasein
Zur Ewigkeit erweiternf
hier
Dafs ihn dieser Glaube nicht täuschte, bezeugt
manches Wort aus des Dichters alten Tagen, vor allem
die grofse Lehre: „Die frische Luft des freien Feldes
ist der eigentlichste Ort, wo wir hingehören; es ist, als
ob der Geist Gottes dort den Menschen unmittelbar
anwehte und eine göttliche Kraft ihren Einflufs ausübtef")
"Geniefsen Sie der freien Luft, die Ihnen doch früh oder
spät gute Stimmung gewähren wird" hat er auch dem
Stubenhocker Schiller zuweilen zugerufen?)
Die Zustände der Natur, die jahreszeiten, das Wetter
berühren den empfindlichen Dichter viel mehr als den
Handwerker oder auch den forschenden Gelehrten. Im
Winter wird der graue Himmel, die frühe Dunkelheit,
die tiefliängende Wolkenmasse ihn bedrücken, im
Sommer schmerzt ihn die elektrische Spannung in der
1) Eckermann,
Mai 1 797.
Januar
1327'
9.11
Brief
Schiller,