Die
UCUYI
Muscn.
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bleiben lassen und doch kann ich über Mangel an
Produktivität selbst in meinem hohen Alter mich keines-
wegs beklagen. Was mir aber in meinen jungen Jahren
täglich und unter allen Umständen gelang, gelingt mir
jetzt nur periodeniveise und unter gewissen günstigen
Bedingungen. Als mich vor zehn, zwölf Jahren, in der
glücklichen Zeit nach dem Beüeiungskriege, die Gedichte
des ,Divant in ihrer Gewalt hatten, war ich produktiv
genug, um oft in einem Tage zwei bis drei zu machen,
Und auf freiem Felde, im Wagen oder im Gasthof, es
War mir alles gleich. Jetzt, am zweiten Teil meines
,Faust' kann ich nur in den frühen Stunden des Tags
arbeiten, wo ich mich vom Schlaf erquickt und gestärkt
fühle und die Fratzen des täglichen Lebens mich noch
nicht verwirrt haben. Und doch, was ist es, das ich
ausführe! Im allerglücklichsten Falle eine geschriebene
Seite, in der Regel aber nur so viel, als man auf den
Raum einer Handbreit schreiben könnte, und oft, bei
Ilnproduktiver Stimmung, noch weniger."
Besonders versteht man, dafs dem Dichter das, was
der jugend, also dem dankbarsten Publikum, behagt,
am besten gelingt, wenn er selbst noch jung ist. Der
kluge T heaterdirektorl) verlangt ein Stück, in dem recht
Viel geschieht, das die mannigfaltigsten Gefühle aufregt,
das besonders die ]ugend ergreift. Da seufzt der
alternde Dichter auf:
"S0 gieb mir auch die
Da ich noch selbst im
Zeiten wieder,
XVcrdcn war,
Licdef
Da sich ein Quell gedrängtcr
Ununterbrochen neu gebar,
Vorspiel
ZU
Faust.