Die
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Muscn.
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verklärt von unserer Dichterglut, als erhöhtes Geschöpf
unserer Phantasie vor uns auf Durch die Liebe wird
der nüchternste Philister zuweilen zum Poeten; wer aber
zum Künstler geboren ist, der sprengt unter ihrem
Sonnenschein alle Fesseln des Winters:
"Wkzr will mir wehren, zu singen
Nach Lust zum Himmel hinan,
1)cn
Wolken
vertrauen,
XVic lieb sie's mir angethanäl)"
Goethe erzählt uns in einem bekannten Gedichte,
wie Hans Sachs zum Dichter wurde. Nach sechs
Tagen Schusterarbeit sitzt er am Sonntagmorgen in
seinem Stübchen. Und
HWic er die Frühlingsonnc spürt,
Die Ruh ihm neue Arbeit gcbicrt:
Er fühlt, dafs cr eine kleine Welt
seinem
Gehirne
brütcnd
hält,
Dafs die fängt an zu wirken und zu leben,
Dafs er sie gerne möchU von sich geben."
Aber Frühlingssonne und Sonntagsruhe lösen seine
Seele noch nicht ganz; als die Muse zu ihm tritt „wie
ein Bild unsrer lieben Frauen" und ihn zum Dichter weiht:
"Ein heilig Feuer, das in dir ruht,
Schlag aus in hohe, lichte Glut!"
da
fügt
sie
hinzu:
„Doch dafs
das
Leben,
das
dich
treibt
Immer bci holden Kräften bleibt,
Hab ich deinem innern Wesen
Nahrung und Balsam auserlcsen,
Dafs deine SecP sei wonncrcich,
Knospe
Einer
im
gleich.
TaJIC
111,
Divan