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Dichters.
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1827)) dafs diese Lieder gar kein Verhältnis zu ihm mehr
hätten. Sowohl was darin orientalisch, als was darin
leidenschaftlich ist, habe aufgehört, in ihm fortzuleben;
Hes ist wie eine abgestreifte Schlangenhatit am Wege
liegen geblieben." Und zu einem andern Gast und
Gehilfen?) sagte er, seine Poesieen seien gleichsam
Häutungen vorübergehender und voriibergegangener Zu-
stünde. Aus solchen Bälgen machen sich dann nachher
die Leute dias, was sie brauchen können; so habe sich
eine kleine Schauspielerin seine Lieder ,Des Schäfers
Klage' und ,Amor als Schützü angeeignet und singe
sie jetzt gerade so, als habe sie selber sie für sich ge-
macht. Und ein andermal meinte Goethe, seine Sachen
seien nur Bruchstücke aus ehemaligen Existenzen; da
einmal ein alter abgelegter Hut, da ein Paar Stiefel
und dergleichen.
Solche Scherze dürfen uns nicht vergessen lassen,
dafs das Losringen des Dichters von den Zuständen
seiner Seele nur unter Schmerzen geschieht. Goethe
wulste wohl, warum er viele seiner früheren Dichtungen
jahrzehntelang nicht wieder in die Hand nahm; es
waren die Zeugen, die altes Weh zu neuem Leben zu
erwecken drohten. Oft zauderte er, das Angefangene
zu vollenden; man kann sagen, er kämpfte manchmal
Jahre und Jahrzehnte hindurch gegen die Gestalten
seiner Einbildungskraft, die wie Gespenster sich immer
Wieder in stillen Stunden einfanden und aus ihrem
schemenhaften Schein erlöst sein wollten. Schließlich
half kein Widerstreben, der Dichter mufste ihnen Wort
1) Eckermann,
1327-
Januar
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1801.