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Andrea
Luigi
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Assisi.
1Verkcn und bedenkt ebenso wenig, dass im Jahre 1484.
in welchem er schon erblindet gewesen sein soll, Rafael
noch in den Windeln lag. Auch scheint es, dass Vasari
durch den dem Andrea di Lnigi beigegebenen Namen
Ingegno verleitet worden ist, ilnn ein weit hervorrag-endcrcs
Ifünstlcrtalent beizumessen, als er wirklich besessen, wäh-
rend diese Benennung sich vielmehr auf die Vielseitigkeit
seiner Talente oder Anlagen beziehen dürfte, die ihn
befähigten, auch allerlei bürgerliche Geschäfte zu itberneh-
mcn. Dieses ergibt sich hauptsächlich aus den vom Cavaliere
Frcndini aufgefundener: Documenten, welche auch Rumoln-
in seinen "Italienischen Forschungxan", ll, S. 327 mitgetheilt
hatf Hiernach war er im Jahre 1505 Procurator 1), erscheint
1507 als Schiedsrichterß), 1510 als Gehülfe der Obrig-
keit 3) und 1511 sogar als päpstlicher Kassirer4). Nehmen
wir noch die gleichfalls vom Cav. F rondini aufgefundene
Notiz hinzu, dass er 1484 Stildlwilppßll an die Thore von
Assisi gemaltö), so erhalten wir folgende sichere Ergeb-
nisse: Als Schüler dcS Perugino half er diesem um 1483
an den Fresconialereien in der Sixtinischen Kapelle. Seit
1484 führte er selbständig Werke in seiner Vaterstadt aus.
Späterhin ergab er sich mehr einem Geschäftsleben und be-
zog spätestens seit 1511 als Einnehmer der aillgwenleincn
Landesregierung eine Besoldung von Papst Julius Il., die
ihm denn auch wahrscheinlich verblieben ist, als er in sehr
vcrgerücktem Alter (nach Vasari wurde er S4 Jahre all.)
erblindete.
1) Archivio delle riformag. dÄ-Xssisi. A0. 1505, 7 F'ebr. a. c. 48.
Q) In einem Gutachten, rogato da Ser Giampietro, not. publ.
dd. 6 Sept. 1507.
3) Riformag. ultimo Aprilis 1510. "Magister Andreas, Magistri
Aloysii, sindicator Potestatis."
4) Archivio della Segretaxia d'Assisi. Ein Brief vom 7. April
1511 trägt die Aufschrift: Alphanus de Alphanis, Perusii vicethe-
saurarius, Spectabili viro, Magistro Andrea, dicto Iugegno, came-
rario Apostolico in civitate Assisi.
5) Bolletario, in sagrestia del publico. „Ao. 1484, 29, Octobris,
Magister Andreas Aloysii habuit bullectam (die Anweisung) pro ar-
mis in platea et ad portas civitatis. Üor 5 solid. 26."