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ÄNSSCTB
Einflüsse
ailf
Rafacfs
Kunst.
ihm eigenthiiinlichen Genius kCllSCll6l' Schönheit und lebens-
voller Grazie durchströmt sind und wie er in ihnen ein
überaus reiches und tiefes Leben in den Charakteren entfal-
tete. Hierin unterscheidet er sich sehr von der mehr plasti-
schen Kunst der Antike und erhob sich dadurch zu der Höhe
der ehristlich-classischen Geistescnltur seiner bevorzugten
Zeitepoche. Daraus geht auch hervor, wie Rafael seinem
geistigen Wesen und seinem edeln und reinen Sinn bis zum
Ende seines Lebens treu blieb, und er hiedurch auch be-
fähigt ward, neben den Darstellungen aus der antiken lllythe
zugleich auch die viel höhere und seelenvollere linnst, welche
der christlichen Anschauungsweise entspringt, zu erfassen
und in nie zuvor gesehener Herrlichkeit den reinsten reli-
giösen Sinn in Bildern vorzuführen. Hiebei erinnern wir
nur an seine Darstellungen aus dem Leben der Apostel und
an seine Sixtinisehe Madonna, das beWunderungstävürdigste
YVerli dieser Art und aus dem letzten Jahre seines Lebens.
VII.
Über
(Zussere
Einflüsse
auf
Rafaefs
Kunsl.
Selbst der genialste Künstler ist mehr oder weniger,
besonders in seiner Jugend, den Eindrücken des ihn umge-
benden Lebens auf seine Phantasie unterworfen. Diese
Wahrnehmung lässt sich besonders in den Werken der frühern
Epochen treuer Naturauffassung' machen, sowohl in denen
von Toseana und Venedig, als in denen der Lombardei.
Auch bei Rafael insbesonderesind solche Einflüsse unver-
kennbar. So hielt er in seiner frühen-n Periode die Propor-
tionen des menschlichen Körpers etwas schlank, gleich dem
Wuchs des Volkes im Urbinisehen, in Ünlbrien und in Tos-
eana; nnfäinglicll auch noch während seines Aufenthalts in
Rom. Als Beispiele lliefür erwähnen wir hier nur sein