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der
Antike
auf Rafaefs
Kunst.
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fael für seine Gönner auszuführen hatte, wie die Galathea
und die Geschichte von Amor und Psyche für Agostino Chigi,
die mythologischen Bilder für das Badezimmer des Cardinals
da Bibiena und die für die Faeade des Hauses von Batti-
ferro, die ihn stets zu neuen Studien der antiken Schrift-
steller veranlassten, wie nicht minder seine Darstellungen
der Constantinschlacht und des Heerztigs des Attila zu neuen
lforschnngen über das römische Costüm. Endlich gab ihm
die Piennlniss der damals neu aufgedeckten ornamentalen
Malereien der Bäder des Titus Anlass, seine Entwürfe zu
der Aussebmückung der Loggien des Vatican in der antiken
XVeise zu halten, wobei sich jedoch eben sowohl seine reiche
Phantasie, als sein feiner Sinn für Schönheit, auf eine höchst
überlegene Weise bewährte,
Sehen wir auf diese Weise die antike Kunst bei Rafael
für bildliche Darstellungen eine nicht unbedeutende Stelle
einnehmen, so war dieses noch weit mehr und fast aus-
schliesslich bei der Architektur der Fall, welche er nach der
damals in Italien allgemein herrschenden Anwendung antiker
Vorbilder ausübte. Ging doch, nach seinem eigenen, im
Brief an den Grafen Castiglione ausgesprochenen Geständ-
niss, sein höchstes Bestreben in der Architektur nur dahin,
die Regeln des Vitruv möglichst in Anwendung zu bringen,
und hatte er sich zu diesem Behufe selbst die X Bücher der
Architektur dieses antiken Schriftstellers von biareo Fabio
(Ialvo aus liavenna übersetzen lassen, und noch weiter
gehend, Ausgrabungen und Aufnahmen antiker Gebäude in
Boni mit solchem Eifer betrieben, dass die dortigen Freunde
des classisehen Alterthums in ihrem Enthusiasmus lobpreisend
sagen durften: Rafael habe unternommen, das antike Rom
in der Pracht seiner Gebäude wiederherztistellen.
Nach diesen Andeutungen, in welcher Weise die antike
liunst auf Rafael eingewirkt hat, müssen wir in hohem Grade
die Gewandtheit des grossen Meisters bewundern, mit der
er das Leben und die Iiunst der antiken Welt erfasste und
darstellte; dabei aber auch bemerken, wie nirgends bei ihm
eine kalte Naiehahmnng oder sinnliche Lüsternheit zu trelfen
ist, sondern wie vielmehr alle seine Schöpfungen von dem