Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Dritter Theil)

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Schult? 
Athen. 
des Sokrates ist wegen des seine Locken deckenden Laub- 
kranzes für den älteru Aristipp zu nehmen. Zu Cyrene im 
Wohlleben erzogen, witzig und gewandt, kam er mit einem 
starken Hang zum sinnlichen Genuss zu Sokrates, der diese, 
Nalurbesehadenheit nicht auszurotten, wohl aber zu veredeln 
vermochte. Aristipp wurde Stifter der Cyrenüischen Schule 
und setzte die Bestimmung des Menschen in den Genuss des 
Vergnügens mit Geschmack und Freiheit des Geistes, darum 
nicht ohne Selbstbeherrschung und Tugend. S0 wurde seine 
Philosophie ein Unterricht in der Kunst, das Leben zu ge- 
niessen. Neben ihm und am nächsten bei Sokrates steht 
ein mit dem Ellbogen auf das nahe Gesims sich stiitzender 
Jüngling, der ganz in dessen Rede xiertieft scheint. Er stellt 
wol einen von denjenigen vor, in deren schöner Bildung 
der Philosoph auch eine schöne Seele erkannte und deswegen 
auf der Strasse mit seinem Stabe anhielt, um sie für höhere 
Weisheit zu gewinnen. Höchst wahrscheinlich selbst ist es 
Xenophon aus Athen, des Sokrates Lieblingsschüler, der uns 
Denkwürdigkeiten und eine Apologie seines göttlichen Leh- 
rers hinterlassen, welche zugleich das treueste Bild des Letz- 
tern entwerfen und ebendaniit den grossen Historiker zu- 
gleich als vertrauten Schüler desselben uns zu erkennen 
geben. Zu dieser Gruppe gehört auch noch ein Mann des 
gemeinen Volks, ohne Zweifel der arme Wnrsthändler 
Aeschines, einer der anhänglichsten Verehrer des Sokrates, 
der naehmals einer der berühmtesten Redner wurde, und 
deshalb hier sehr angemessen in oratorischer Geberde, die 
sophistischen Redner abweisend, dargestellt ist. Den rech_ 
ten Arm ausstreckend, scheint er sie gewissermassen ah- 
wehren zu wollen, als erkenne er in ihnen schon jene 
gottlosen Seheinverehrer der alten Götter, welche den wahr- 
haft religiösen Weisen der Gottlosigkeit und Jugendverführnng 
anzuklagen sich anschickten, und nicht ahliessen, bis Der, den 
das Pythisehe Orakel „den weisesten aller Menschen" 1) ge- 
nannt, als siebzigjähriger Greis den Giftbecher geleert. Tiefer 
_1) Der Ausspruch lautete, nach Diogenes von Laerte, 
{Avöpöv woivrmv Ewxpoim; coqdraroq." 
wörtlich
	        
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