Die
Schule
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Athen.
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Ephesus 1), der um ÖOÜ vor der christlichen Zeitrechnung
gelebt. Seiner grossentheils schwer verständlichen Lehren
wegen wurde er schon frühe der Dunkle (axo-cenvog) ge-
nannt. Seiner Art und Weise gemäss sehen wir ihn in
einer Iileidung von düstergrauer Farbe bei einem Posta-
menle sitzen und in tiefes Nachdenken versunken, eine F e-
der in der Hand "haltend, seine speculativen Ideen über das
Wesen der Dinge, über Natur und menschliches Leben, die
von seinen Zeitgenossen so wenig verstanden worden, für
die heller sehende Nachwelt Plato, Aristoteles und die
Stoa aufzeichnen.
Zwischen Pythagoras und Heraklit steht, zu Ersterm
gewendet, Auaxagoras, der Freund des Perikles. Dadurch
dass er seiner ersten Bildung nach der Ionisehen Schule
angehörte, aber zuerst den Geist (voög) als weltbildend
der lllaterie überordnet, bildet er das Verhinduugsglied zwi-
schen Heraklit und Pythagoras und den Übergang zur Ethik
der Sokratischen Schule, weshalb ihn auch Rafael unmittel-
bar unter diesen Athenieilsischen Weisen gestellt haben
mag. Hinter ihm steht ein schöner Jüngling, in welchem
Rafael das Bildniss seines damals in Rom anwesenden, erst
20 Jahre alten Landeshcrrn Francesco Maria della Ro-
Veltev Herzog von Urbino, aus besonderer Zuneigung ver--
ewläl hat Eine gleiche Auszeichnung gewährte er auch
dem sich zu jener Zeit in Rom aufhaltenden, erst etwa
1) A. Trendelexiburg in seinem Vortrag übe!" nRafilells Schule
von Athen", Berlin 1843, glaubt, einer ältern Angabe folgend, (lßSS
diese Figur Epiktet vorstelle, und macht dabei aufmerksam, dessen
Stiefeln deuteten auf römische Tracht. Allein nicht nur dass ähn-
liche Fussbekleidungen schon auf griechischen Vasenbildern vor-
kommen, so ist zu bedenken, dass zu RafaePs Zeit die Unter-
scheidung von griechischem und römischem Costüm noch nicht so
streng gemacht wurde. Auch ist zu beachten, dass schon damals
in der bildenden Kunst die Darstellung des diistern Heraklit der
des heitern Demokrit ist entgegengesetzt worden. So sehen wir
denn auch Letztem in unserer Gruppe dem Erstem entgegengesteut-
Wir glauben daher und um den von uns gehaltene" Fade" der
historischen Entwickelung nicht ganz zu verwirren, bei unsern
Angaben verbleiben zu müssen.