Nachträge zum
Verzeiclnziss älterer Kupfersticke.
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handlimg des Stiches nicht nur mit der seiner übrigen guten
Arbeiten in Rom übereinstimmt, sondern in Zeichnung und
Ausdruck auch wiel lebendiger und freier ist, als der Stich
von Nr. 18. Dieser mit feinerm Grabstichel, aber steifer
ausgeführt, zeigt so sehr die Behandlungs- und Stichweise
des Georg Pencz, zur Zeit als er in Italien war, dass uns
kein Zweifel bleibt, dieser habe ihn nach der Zeichnung Ba-
fael's ausgeführt. Zwei Entwürfe Bafaelis mit breiter Feder
der Composition dieses Kindermordes sind bis auf uns ge-
kommen. Der eine mit nur nackten Figuren kam aus der
Sammlung des Sir Thomas Lawrence in den Besitz des Herrn
Johnson in Oxford; den andern, worin die Weiber bekleidet
sind, aber ein Theil davon unvollendet geblieben, bewahrt
die Sammlung der Könige von England, jetzt im Windsor-
Castle. Eine mit grossem Fleiss vollendete Zeichnung, mit
Rothstein entworfen, mit Sepia getuscht und mit Weiss ge-
höht, befindet sich im Cabinet des Königs von Sachsen in
Dresden. Sie entspricht ganz dem Kupferstich von Marc An-
tjon Nr. 20 und scheint neuern Ursprungs.
Die Zeichnung des Kindermordes bei der Gräfin von
Reich, geb. von Schönberg in Dresden zeigt einige, aber
nicht vortheilhafte Abweichungen gegen obige Entwürfe und
den Stich von Marc Anton und ist zum Theil der andern
Composition desselben Gegenstandes für die Tapeten ent-
nommen. Hiernach zu schliessen, scheint dieses Blatt ein
Werk späterer Zeit und auf Täuschung berechnet.
630, Nr. 11. Die Hreuzabnahune.
Gast. von Marc Anton. B. Nr. 52. Zani berichtet in
seiner "Enciclopedia" etc., II, 8, p. 167, dass die Originalzeich-
nnng dieser Composition sich bei Don Ciccio de Lucca in
Neapel befinde,
631, Nr. 13.
und den
Christi Leichnam,
Frauen beweint.
VOH
den
Jüngern
G-est. von Marc Anton. B. Nr. 57. Hugo da Carpi hat
nach diesem Kupferstich eineul-Iolzschnitt gefertigt. Er ist
dem Vorbilde genau nachgebildet, von derselben Seite und
Grösse und auf dem Täfelchen mit VGO. bezeichnet Zani,
welcher ein Exemplar davon im Cabinet Buratti gesehen,
irrt, wenn er „Encicl0pedia", II, 8, p. 260 angibt, dass der
Holzschnitt ein Helldunkel sei. Einen flüchtigen Entwurf mit
der Feder zu dieser Composition besass V. Denon und be-