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Athen.
Bildung ihr Absehen gerichtet hatte. Auch leg-te er den
Grund zu einer mathematischen Schule, und indem er in
den Zahlen die Principien der Dinge erkannte, erfasste er
die Wissenschaft der Arithmetik in ihrer höchsten Bedeu-
tung. Er sitzt ganz im Vordergrund von Schülern um-
gehen und scheint tiefsinnige Worte über die harmonischer:
Verhältnisse der Musik in ein Buch zu schreiben, da ein
neben ihm niedergekauertei- Jüngling, wahrscheinlich sein
Sohn Teleauges, ihm eine Tafel verhält, auf der die von
ihm gefundenen Tonverhtiltnisse der Musik, Oetave, Quinte
und Quarte, durch die griechischen Worte Diapason, Dia-
penta und Diatessaron angegeben sind. Unter den hinter
Pythagoras belindlichen Schülern erkennen wir in dem nach-
schreibenden, altern Manne Arehytas, welcher, wie ange-
nommen wird, die Pythagoräische Lehre von den Gegen-
sätzen weiter ausgeführt, woraus die Sage entstanden, er
habe die Lehre der Kategorien erfunden. In dem weib-
lichen Profil erblicken wir Theano, des Pythagoras Gattin.
Sie hält zwei Finger ihrer Hand empor, um die von Py-
thagoras erfundenen doppelten Consouanten anzugeben.
Über diese Gruppe neigt sich ein Araber 1) mit Knebel-
bart und Turban und sieht in des Pythagoras Buch. Rafael
scheint ihn den Griechen beigesellt zu haben, um anzudeu-
ten, dass die Araber die Wissenschaft der Arithmetik der
erstern vervollkommnet haben, oder auch wollte er auf eine
sinnige Weise den Übergang der griechischen Philosophie
an dieses Volk andeuten, wie nicht minder sinnig auf der
Seite gegenüber in Zoroaster die damals allgemein geltende
Ansicht, dass die griechische Philosophie ihren Ursprung
vom Orient habe.
Am üusserstcn Ende rechts der Gruppe, gewisser-
massen als Gegensatz zur idealistischen Philosophie des
Sanliers, sehen wir, als Repräsentanten der Ionisehen Na-
turphilosophie, den tiefsinnigeu Philosophen Heraklit aus
1) Diesen Araber hält man öfters für Averroes, der im 12.
Jahrhundert gelebt und die griechische Philosophie in die arabische
Literatur verpflanzt hat. Er würde aber nicht zu Pythagoras, son-
dern zu Aristoteles, den er erklärte, gehören.