Die
Schule
'12 O71
Alleen.
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Die
Schule
1707i
Athen.
Obgleich wir bereits von diesem berühmten Gemälde
eine ausführliche Beschreibung gegeben, so blieben doch da-
bei einige Punkte im Unklaren und zeigte es sich bei fort-
gesetzten Studien und Nachforschungen über dasselbe, dass
von den vielen von Vasari bei Erklärung dieses Werks
begangenen Versehen einige bis auf die letzten Zeiten in
Geltung geblieben sind. Bei dem hohen Interesse, welches
dieses herrlichste Werk des Meisters von jeher erregt hat,
scheint es angemessen, hier nicht allein einige Irrthümer zu
berichtigen, sondern noch einmal das inhaltsreiche Bild in
seinem ganzen Zusammenhange dem Leser zur Anschauung
zu bringen.
Zuvörderst machen wir wiederholt darauf aufmerksam,
dass wir angesichts des grossen Werks selbst die Über-
Zeugung gewannen, Rafael habe iu diesem Bild nicht nur
das Leben, sondern auch die historische Entwickelung der
griechischen Philosophie anschaulich machen wollen, und dass
er sich zu diesem Behufe hauptsächlich der zehn Bücher des
Diogenes aus Laerte, Nachrichten über berühmte Philo-
Sophen enthaltend, bedient hat. Dieses Werk war damals
hlcht allein in Italien sehr verbreitet, sondern viele Motive
In dem Gemälde RafaePs erinnern überraschend an die be-
treüißllden Angaben des Schriftstellers.
Diesem historischen Leitfaden folgend, erblicken wir zu-
vörderst auf der linken Seite des Vordergrundes vier Griin-
der philosophischer Schulen, welche dadurch bezeichnet sind,
dass sie auf besondern Postamenten sitzend, daran stehend
oder sich anlehnend, gewissermassen als tinabhängig er-
scheinen. Der älteste der hier dargestellten Philosophen ist
Pythagoras aus Samos, der um 550 Jahre vor unserer Zeit-
Pechnung zu Piroton in Italien eine philosophische Schule
stiftete, die zugleich auf intellectuelle, religiöse und sittliche