Verzeicleniss
der
Genzäldc
RafaeFs.
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nicht das erste mal, dass ein Gemälde des Timoteo für
Rafael ist gehalten worden, und besitzt die Brera in Mai-
land eine Madonna, von Heiligen umgeben, welches Bild mit
Wasserfarben auf Leinwand gemalt, längere Zeit für ein
Jugendwerl; des Urhinaten ist gehalten worden, bis ein in
Urhino gefundenes Document erwiesen, dass diese (durch
Ahbliittern jetzt sehr zerstörte und nicht ausgestellte) Ma-
lerei von Timoteo Viti ist ausgeführt werden. Wie sehr
dieser übrigens bemüht war, Rafael nachzuahmen, bezeugt
nicht nur Vasari, sondern ergibt sich auch aus vielen von
ihm gefertigten Zeichnungen, die meist als solche des gros-
sen Meisters ausgegeben werden. VVir glauben daher die
begründete Behauptung aussprechen zu dürfen, dass das
Bildchen des Apollo und Marsias im Besitz des Bilderhünd-
lers Morris Moore in London ein Werk des Timoteo Viti
aus Urhino ist.
Die
allegorische
Fzgur
des
Friedens.
Die nackte weibliche Figur mit Flügeln von Pfauen-
fctlern steht am Meer, hält in der Rechten einen Oliven-
zweig und blickt aufwärts nach einem goldenen Strahl des
Lichts. Die entfernten Ufer mit einem Seehafen sind sehr
nach antiker Weise behandelt, auch erinnert die schöne
Zeichnung der Figur an eine der drei Grazien der antiken
lllairmorggruppe im Dom zu Siena. Die Knöchel der Beine
der Pax sitzen aber nicht richtig und gar nicht wie stets
bei Rafael. Dennoch wird dieses Bild diesem Meister zu-
geschrieben. Da es nun eine eigenthümliche Mischung der
Darstellungsweise des Francesco Franeia und der des jun-
gen Rafael zeigt, so dürfte es, gleich vorstehendem, ein
Werk des Timoteo Viti aus Urbino sein. Ich sah es 1843
im Besitz des Hrn. Charles Laird Wigram aus London in
Berlin; nach einer Notiz im Constitutionel ist es im März
1847 in Paris verkauft worden. L. Calamatta soll einen
liupferstich danach gefertigt haben.