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Zusätze
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dem
Nachtrag
Das
Abendmahl,
in
Ünofrid.
Frescogemälde ,
auf 30' Breite im Bogen.
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In dem ehemaligen Befectorium des aufgehobenen Non-
nenklosters S. Onofrio zu Florenz entdeckten im October
1845 die Ilistorienmaler Carlo della Porta und Zotti eine
Wandmalerei, das Abendmahl darstellend, welche aber, da
dieser Raum einem Lackirer zur Werkstätte diente, vor
Schmuz und Rauch kaum kenntlich war. Nach einigen da-
mit vorgenommenen Reinigungen erkannten sie die Schön-
heit des Werkes und es dauerte nicht lange, so schrieben
sie das Frescogemälde dem Rafael zu und fanden später
einen Beweis hierfür in der etwas undeutlichen, mit Zierathen
unterbrochenen goldenen Inschrift: RAP. VR. ANNO. MDV.
an dem Ifileidersaum des Apostels Thomas. Auch glaubten
sie behaupten zu können (was sich jedoch als falsch erwies),
dass eine Soderini um jene Zeit Vorsteherin des Klosters
gewesen und es hierdurch leicht erklärlich sei, dass der junge
Rafael den Auftrag zu diesem Werke erhielt, da dieser ja
einen Empfehlungsbrief der Johanna della Iiovere an den
Gonfaloniere Soderini nach Florenz mitgebracht hatte. Trotz
vielen Gegenreden nahmen viele der ausgezeichnetsten Künst-
ler, einheimische und Ausländer, lebhaft Partei für die
Ansicht, dass dieses Abendmahl ein Werk des Urbinaten
sei, sodass die toscanische Regierung sich bewogen fühlte,
das Local um 700 Scudi zu erwerben und für das Wund-
gemälde weitere 12,000 Scudi zu zahlen. Seitdem jedoch
verschwand, wie man mir versichert hat, bei dem leichtesten
Waschen obige Inschrift und verlor sich der Glaube an ihre
Echtheit. Das Local, früherhin dem kunstlicbenden Publi-
cum auf liberalste Weise geöffnet, wurde geschlossen und
der Enthusiasmus für das Bild, als ein Werk RafaePs, ist
erloschen.
Dennoch gewährt das Gemälde ein eigenthiimliches In-
teresse, da es das ausgezeichnetste bisher bekannte Exem-
plar dieser Composition ist, welche wir öfters in der Schule
des Perugino antreffen und wol sicher von dem Meister