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Zusätze
Berichtigungen
und
andern Farben mächtig hervortreten. In der grossairtigeu
Macht und Ruhe des Colorits ist Rafael von keinem andern
Maler übertroffen, selten erreicht worden. Die grossen
Coloristen der venetianischen Schule sind tiefer und reicher
in der Färbung, aber selten von so grossartigei- Wirkung
und Ruhe, wie der Urbinate in den von ihm selbst aus-
geführten Bildern.
Das Gemälde hat theilrveise gelitten, als es von Holz
auf Leinwand übertragen wurde, und erhielt einige schlechte
Übermalung-en, die fleckig geworden sind, wie namentlich
am Gewand der Maria. Die Piöpfe der Maria und des
Ilieronymus und auch der Ausgang der Haare bei dem Engel
und dem Tobias sind etwas verwaschen, wodurch letztere
Theile etwas kahl aussehen. Schon weit früher hatten die
Spanier dem h. Hieronymus nach Gebrauch des 17. Jahr-
hunderts eine Spitzenmanschette gegeben und führten so ihre
Etiquette auch in dem Bilde von Rafael ein; sonst aber
ist dasselbe im allgemeinen noch gut erhalten und von ausser-
ordentlicher Wirkung.
Die Angabe der ileapolitanischen Localschriftsteller Eu-
genio und de' Pietri, dass Rafael in dem kleinen Tobias
den Gian Francesco Pico della Mirandolai, welcher einige
Zeit am Hofe Leo's X. lebte, portraitirt habe, scheint
eben sowenig begründet, als dass der h. Hieronymus das
Bildniss des Cardinals Benibo sei, der, als das Bild ent-
stand, jene Würde noch gar nicht bekleidete und erst im
Alter von etwa 40 Jahren stand. Auf das Gesuchte der
Auslegung des Bildes von Jos. Henry haben wir schon auf-
merksam gemacht, indessen soll damit nicht in Abrede ge-
stellt werden, dass hier das Buch, welches der Kirchenvater
hält, sich auf dessen Übersetzung des Buches Tobias be-
ziehen könne, da bekanntlich dasselbe hiedurch Aufnahme
in die kanonischen Bücher des Alten Testaments gefunden hat.
Kupferstiche: Pierre Peläe. 1852. kl. fol. für das Werk:
„Vierges de Raphaöl". I. M. Enzing-Müller. gr. fol. M.
Steinla. 1856. gr. fol. Ein Holzschnitt, mit der Bezeichnung
von H. S. Bekam, zeigt die Composition der Maria mit dem
Kinde unter einem Zelte sitzend. Bartsch P. G. N. 121.