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der blauen Luft, noch nicht zugedeckt sind. Denirothen
Kleid ermangelt noch in den Schattenudie gehörige 'l'iefe
des Tons, welche nur durch öfteres Ubergeh'en zu errei-
chen ist. Unter solchen Umständen darf als sicher ange-
nommen werden, dass die goldnen Verzierungen, die das
Letzte sind, was der Maler am Bilde zu machen pliegt,
von anderer IIaud aufgesetzt wurden, um dem Bild das
Ansehn der Vollendung zu geben. Demohngeachtet macht
es schon einen bezaubernden Eindruck und beweist nur, wie
die Leben und Geistathmcnden Ziige des grossen Meisters
schon in ihrer ersten Anlage den vollen Begrilf von dem
geben, was in der Conception in höchster Vollkommenheit
dastand. Habe ich im vorhergehenden Bild der Madonna
des Grafen von Cowper den etwas affectirten Ausdruck des
Kindes rügen müssen, so sehe ich mich genöthigt in ge-
genwärtigem den" der Maria als einen zu bezeichnen, der
gleichfalls bis an die Grenze des Gezierten streift. Schon
I S. 121 hatte ich Gelegenheit die Meinung des I-Irn. von
Rumohr zu widerlegen, welcher die Madonna aus dem Hause
Colonna als diejenige bezeichnenran welcher nach der Ab-
reise RafaeFs Ridolfo Ghirlandajo den blauen Mantel voll-
endet. Hier muss ich noch einen andern Grund bestreiten,
worauf er bei dieser Gelegenheit fusst: In der Vorrede III
p. VII sagt er nämlich, dass Vasari unter der Benennung
Madonna stets eine Maria mit dem Kinde, ohne irgend
eine andere Figur verstehe; der gelehrte Kunstforscher
scheint aber viele von Vasari so benannte Bilder, die meh-
rere Figuren enthalten, nicht gegenwärtig gehabt zu l1a-
ben: nennt doch Vasari selbst eine Rafaelische heilige Fa-
milie von vier Figuren, welche Giuliß Rßmallß ausgeführt,
nur schlechthin: Madonna della Gatta. Ich komme auf die
Madonna aus dem Hause Colonna zurück, um noch zu be-
richten, dass sie aus dem Hause Salviati Zll FIOPCIIZ llllrßh
Erbschaft an die Colonna in Rom kam. Zuletzt bßSaSS Sie
Maria Colonna, Gemahlin des Duca Giulio Laute dßllü R0-
vere. Von ihr erstand sie der Preussische Minister Resi-
dent in Rom Dr. Karl Bunsen für das BQTÜNCT MUSBUTII-