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Zeichnungen Rafaefs
h) Ganymed reicht dem Jupiter die Schale mit Nektar;
Entwurf zum Götterfest in der Farnesirla. J. Richardson sah ihn
in der Sammlung des Königs.
i) Das Urtheil des Paris; ähnlich dem Stich von Marc
Antonio, aber nur die Gruppe des Paris mit den drei Göttin-
nen. Graf von Caylus hat diesen Entwurf als im Cabinet des
"Königs befindlich herausgegeben.
k) Venus victrix, Sie steht halb bekleidet mit einem
Palmzweig in der Linken und eine Erdkugel in der Rechten.
Ein Amor zu ihrer Seite hält einen Kranz. Noch ist auf dem-
selben Blatt rechts eine weibliche Figur mit einer Schlange,
gleich einer Hygea. Graf von Caylus hat diese Zeichnung als
im Cabinet des Königs befindlich gestochen.
Allegorische
Darstellungen.
484. Die Verleumdung; nach der Beschreibung eines
Gemäldes von Apelles entworfen. Lucian berichtet,
dass Apelles, um sich zu rächen, die Verleumdung
gemalt, indem er von Antiphilus, einem seiner Kunst-
genossen, bei Ptolomäus Philopator als Mitschuldiger
einer Verschwörung fälschlich war angeklagt worden
und ihm daher grosse Gefahr gedroht. Auf diesem
Gemälde sass zur Rechten eine männliche Figur mit
langen Ohren, wie Midas, die Leichtgläubigkeit vor-
stelleud, und reichte der Verleumdung die Hand; um
ihn standen die Unwissenheit und der Verdacht, welche
die Verleumdung aufnahmen. Letztere, ein schönes,
geschmiicktes, aber erhitztes und aufgebraehtes Weib,
hielt in der Rechten eine brennende Fackel und zog
mit der andern einen Jüngling bei den Haaren, der, die
Götter wegen seiner Unschuld zu Zeugen anrufend,
die Hände zum Himmel erhob, Der Verleumdung
Schritte leitete der Neid, ein zerlumpter Mann mit
schielenden Augen und blassem, hagerem Gesicht. Zu
Begleiterinnen hatte sie zwei ihr zuredeude Weiber:
die Falschheit und die Hinterlist. Hinterher kam in
langem Trauergewand voll Kummer die baldige Reue,
sich die Haare ausraufend undin die Finger beissend, bei
dem Anblick der Wahrheit, die sich enthüllt nun in