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Zeichnungen
Absicht zweckdienlich auch hier, wie beim Catalog der Ge-
mälde, durch alle Sammlungen eine fortlaufende Nummeri-
rung anzluvelideii.
Obgleich Rafael sich nie fortwährend an ein bestimm-
tes Material hielt, mit dem er zeichnete, sondern bald mit
der Feder, bald mit Kreide, bald mit Sepia arbeitete, so
bezeugen doch die uns bekannten Zeichnungen, dass er uu-
ter Perugino seine Entwürfe meist mit der Feder und bräun-
licher 'l'inte., seine Studien mit schwarzer Kreide zeichnete.
Sein Skizzenbuch in Venedig gibt für erstere Art, seine
Studien zur Krönung Mariä zur zweiten Belege. Sodann
bediente er sich auch zu schattirten Entwürfen der Sepia,
selten des Bisters, wie z. B. in denen für die ;Malereien,
welche Pinturicchio in Siena ausführte. In Florenz ahmte
er zu einer gewissen Zeit (um 1505) den Leonardo da Vinci
nach, indem er sein Papier grundirte, um mit Silberstift
zu schattiren und mit Weiss zu höhen; in dieser Art be-
handelt finden wir im Skizzenbuch zu Venedig mehrere Stu-
dien. Zu Entwürfen bediente er sich aber hauptsächlich
der Feder, wie Zeichnungen zur Grablegung und zu ver-
schiedenen Madonnenbildern beweisen. In Rom machte er
die Entwürfe und Studien zum ersten Zimmer im Vatican
zum Theil mit der Feder, zum Theil mit Silberstift oder
mit schwarzer Kreide. Ausgeführtere Zeichnungen sind
meist mit der Feder entworfen, mit Sepia getuscht und mit
Weiss gehöht. Später bediente er sich zu den Studien vor-
zugsweise des hellen Rothsteins, obgleich auch viele mit
schwarzer Kreide ausgeführt sind. Seine Cartons zu Ge-
mälden sind stets mit Kohle und schwarzer Kreide gezeich-
net, etwas angewischt und mit Weiss gehöht. Bewundruugs-
würdig ist Rafael wegen der Lebendigkeit und Sicherheit
seiner Umrisse, obgleich in seinen Studien häufige Correc-
turen vorkommen. Mit den einfachsten Mitteln suchte er
zum Ziele zu kommen, daher seine Zeichnungen nur we-
nige, schräge Schraffirungen zeigen, die er manchmal in
den stärksten Schatten mit breiten Strichen kreuzte. Mit
geringen Ausnahmen fertigte er seine Zeichnungen nur, um
seines Gegenstandes in allen Theilen völlig Herr zu sein,