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Architektonische
tern Angaben hierüber und verweisle auf den grilndlichen
Bericht von Ernst Plalner in der Beschreibung der Stadt
Rom.
in
2. Plan
der Kirche S.
zur Capelle Chigi
Maria del Popolo in Rom.
Bereits im ersten Theil S. 189 sind die Gründe an-
gegeben, weswegen ich glaube, dass Rafael den Plan zu
dieser Capelle für seinen reichen Gönner Agostino Chigi
schon unter der Regierung des Papstes Julius II fertigte,
Ihre Form ist ein viereckter Raum mit abgeflachten Ecken,
über welchem sich eine kleine Kuppel erhebt, durch deren
Laterne das Licht einfällt. In jeder die Ecken füllenden
Fläche befindet sich immer eine Nische zwischen zwei Pilaster-
säulen; diese reichen bis unter das Gesimms; ihre Capitäle
von weissem Marmor zieren immer ein Adler zwischen
Laubwerk von der schönsten Anordnung und Ausführung;
obgleich sie antiken Vorbildern nachgeahmt sind, verrathen
sie dennoch sogleich des Meisters hohen Schönheitssinn
und dessen Eigenthümlichkeit.
Die Gründe, welche mich bestimmten anzunehmen, dass
e wohl RafaePs Plan war, in der Kuppel ausser der Schö-
pfung der Gestirne, auch noch die andern Schöpfungstage
bis zum Sündenfall darzustellen, beruhen auf der 'l'hatsa-
ehe, dass sie später 1554 wirklich von Francesco Salviati
auf diese Weise in Fresco ausgesehmückt wurde. Ähnliche
Gründe bestimmten mich anzunehmen, dass Rafael in den
drei Wandilächen die Erfüllung der prophetischen Ver-
heissungexi, durch Geburt, Tod und Auferstehung Christi
darstellen wollte; indessen Sebastiano del Piombo, der die
Wandgemälde nachmals in Öl zu malen den Auftrag hatte,
führte die Geburt der Maria aus, und begann weiter die
Heimsuchung, wahrscheinlich um mit der Geburt Christi
zu schliessen. Er vollendete jedoch niemals diese Arbeit.
Was über die beiden Marmorgrnppen der Propheten nach-
träglieh zu sagen war, findet sich in vorhergehendem Ab-
schnitt über die Bildwerke Rafaefs, daher hier nur darauf
verwiesen wird.