Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Zweiter Theil)

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führt, während an dem Knaben, wie schon bemerkt, na- 
mentlich die Extremitäten sehr vernachlässigt sind: Loren- 
zetto getraute sich wahrscheinlich nicht Hand an diejeni- 
gen Theile zu legen, welche von Rafael gearbeitet waren. 
Zeichnung 
Zll 
einer 
Räucherbüchse. 
Drei Caryatiilen, von denen man nur zwei auf der 
Zeichnung sieht, halten eine runde Büchse, welche unter 
dem Rand mit Salamandern, auf dem Deckel mit Lilien 
verziert ist. Da der Salamander ein von Franz I ange- 
nommenes Sinnbild ist, so wird die Angabe glaubwürdig, 
dass Rafael diese schöne Zeichnung gemacht, auf dass nach 
ihr ein Gefäss zum Geschenk für den König von Frank- 
reich gefertigt würde. 
Den schönen Entwurf RafaePs kennen wir nur noch durch 
die alten Kupferstiche von Marc Antonio , Marco da Ravenna 
und zwei Copien nach dem erstem. Bartsch XIV N. 489 und 
490. Die beiden Figuren der Caryatiden wurden auch von 
Enea Vico für einen Leuchter benutzt. B. XV p. 367 N. 491. 
 
Noch werden dem Rafael mancherlei andere Entwürfe 
zu Bildhauerarbeiten zugeschrieben und sind selbst zum 
Theil als solche in Kupfer gestochen worden, obgleich es 
erweislich ist, dass die Erfindungen andern Meistern ange- 
hören. Zur Berichtigung hier noch folgende Angaben. 
a) Die in Holz geschnitzten Chorstiihle in der Kirche S. 
Pietro maggiore in Perugia sollen, wie alle Wegweiser von 
Perugia sowohl, als auch Montfaucon in seinem Diarium Ita- 
licum p. 380 angeben, nach Zeichnungen RafaePs von Meister 
Slqfano da Bergamo ausgeführt sein. Allerdings haben nun die 
Ornamente und die kleinen dabei angebrachten Figuren in re- 
lief öfters Ähnlichkeit mit solchen in den Loggien des Vatican, 
allein da nach der im Architrav angebrachten Inschrift die Chor- 
stühle erst im Jahr 1535 durch Jllugister Stephanus de Ber- 
gamo nebst seinen Gehiilfcn Mastro Niccola da Cagli, Mastro 
Battista da Bologna, Mastro Grisella, Jllastro Tommaso, Mastro 
Niccolö und Mastro Antonio Fiorenfiml gefertigt wurden, so ist 
leicht erweislich, dass Rafael in keiner Weise Antheil an die-
	        
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