Bildnisse.
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280.
Portrait
eines
Cardinals.
Kniestück.
Im Palast Borglzese in Rom ist ein ausgezeichnetes
Bildniss eines Cardinals, welches in der Descritione di Ro-
ma moderne 1727 p. 497 als das des Cardinals Borgia
angegeben wird. Er sitzt rechts gewendet, aus dem Bilde
sehend, an einem Tisch. Auf diesem liegt ein aufgeschla-
genes Buch, welches er mit beiden Händen fasst. Der
Kopf ist überaus charaktervoll, von läuglichem Oval, kahl
an der Stirne, die nur von sparsamen schwarzen Locken
umgeben ist. Der schwarze lange Bart und der rothe Hut,
mit dem der Kopf bedeckt ist, heben noch sehr die Würde
und den Ernst, welche sich allgemein in diesem interes-
santen Portraite aussprechen. Den Grund bildet ein Zim-
mer von eleganter Architektur mit Gefächern für Schriften
und Bücher versehen. Auf dem Tisch, mit einem bunten
Teppich bedeckt, steht eine Klingel. Obgleich das Bild
leicht behandelt ist, macht es doch eine grosse Wirkung
und zeigt in Kopf und Händen des Meisters eigene 'l'l1eil-
nahme an der Ausführung. Alles übrige ist etwas kalt
durch einen Schüler Rafaefs ausgeführt, der wahrschein-
lich bei Portraitbilderu oft von dem Meister gebraucht wor-
den, indem der 'l'eppich auf dieselbe Weise wie in den
Bildern des Fedra Inghirami und Friedrich Carondelet be-
handelt ist.
Noch gibt es verschiedene andere Cardinalbild-
nisse, welche dem Rafael zugeschrieben werden, die da-
her hier kurz zu erwähnen sind.
a) Im Ilfuseunl zu Neapel befindet sich das Bild eines ste-
henden Cardinals, halbe Figur, welcher im Catalog (N. 265)
Cardinal Passerino genannt wird. In der Rechten hält er ein
beschriebenes Blatt Papier, die Linke lässt er herabhängen.
Zur Seite rechts sieht man etwas Landschaft. Obgleich das
Bild theilweis stark iibermalt ist so blieb doch der Kopf da-
von verschonter; er ist schwach modellirt und hart gemalt; die