P
278.
Rafael
und
sein
Fechtmeister.
Auf Leinwand.
Hoch 3'
S0 wird ein Bild im Pariser Museum genannt, wel-
ches eben sosehr wegen der Personen, die es vorstellt, als
wegen des Meisters, dem es zuzuschreiben ist, zu verschie-
denen Meinungen Anlass gegeben hat. Vorn rechts steht
ein bärtiger, kräftiger Mann, die Linke an seinen Degen
haltend und mit der Rechten aus dem Bilde zeigend, in-
dem er sich nach dem links hinter ihm stehenden Manne
umsieht; dieser scheint das Portrait Rafaefs zu sein und
ähnelt dem Bildniss, welches Giulio Bonasone als das des
Rafael in Kupfer gestochen hat. Auch hier ist er von vorn
gesehen, hat etwas Bart und gescheitelte Haare, welche
ihm bis auf den Nacken fallen. Pierre Dan glaubt das Bild
von Puntormo gemalt, Andere haben es dem Rafael zuge-
schrieben, und Rafael und Puntormo in den Portraiten zu
erkennen geglaubt. Der kräftige Auftrag der Farben in der
vordern Figur und überhaupt die Art der Behandlung strei-
ten entscheidend gegen die Angabe, Puntormo habe es ge-
malt; eben so wenig kann die vordere Figur sein Bildniss
sein, da er bei Bafaefs Tod erst 27 Jahr alt war, die dar-
gestellte Person aber an 10 Jahre älter zu sein scheint.
Mehr Wahrscheinlichkeit für sich hat die Angabe, dass
wir in der hintern Figur den Meister Rafael selbst er-
blicken, wie er vielleicht kurz vor seinem Hinscheiden aus-
gesehen; die Bildung der Nase, die vollen Lippen, die
starken Augendeckel, die schöne, freie Stirne sind eben
so viele übereinstimmende Theile mit denen in seinen an-
erkannten Portraiten; nur ist er hier etwas voller und der
Blick ist etwas matt; erstere Abweichung können wir als
dem Vorbild gemäss zugeben, letztere kommt hier nicht so
sehr in Anschlag, da überhaupt dieser Kopf sehr flau be-
handelt ist. Auch die Carnation des Kopfes hat etwas un-