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Huf dem Schoose, welches in dem Bart des dabei stehenden
Joseph zu spielen scheint. Unten steht noch der kleine Jo-
hannes, das Christkind- liebreich betrachtend. Die Kinder sind
fast vollendet, alles übrige ist nur angelegt, Joseph selbst kaum
mehr als aufgezeichnet. Zeichnung, Behandlungsweise und die
Charaktere der Köpfe zeigen die auffallendste Ahnlichkeit mit
den Werken des Fra Bartolomeo, weshalb ich mit Denen iiber-
einstimme, welche das Bild diesem Meister_ zuschreiben. Als
ich es sah, befand es sich indessen in einer finstem Hausca-
pelle und war nur mittelst Kerzenlicht sichtbar; bei meinem
letzten Besuch in Fuligno, im Jahr 1835 hatte man dasselbe
aber nach Rom zum Herstellen gesendet; ich kann daher obi-
gen Angaben nichts näheres beifügen.
l) B. Orsini (Descrizione d'Ascoli, Perugia 1790 p. 75)
beschreibt eine Madonna halbe Figur, welche dem Christkind
einen Distelfink übergibt, als ein Bild aus Rafaelis Jugend.
Ich sah es bei Hrn. Petruccz" in Rom. Im Kleidersaum an der
Brust der Maria ist es, aber wohl von neuerer Hand R-l-F
gezeichnet. Es ist ein hübsches Bild aus der Schule des Pietro
Perugino.
m) In Catalogen und Beisebeschreibnngen sind häufig Ma-
donnenbilder dem Rafael zugeschrieben, die ich nicht gesehen,
daher kein Urtheil darüber habe; indessen will ich hier Fol-
gendes zu weitern Forschungen mittheilen: Beim Grafen For-
menti zu Riva am Garda See: Maria, das Christkind, Joseph
und andere Figuren. Siehe Bicordi d'un Viaggio Pittorico
ai Laghi di Garda etc. di Giacomo Mosconi. Milano 1834.
n) Bei Hrn. Joh. Bapt. Muggi in Turin: Maria hat das
Kind auf dem Schoose, welches ein Buch hält. Nach der Li-
thographie von F. Festu. zu urtheilen, ist dieses Bild nicht ein-
mal aus der Schule RafaePs.
o) Bei dem Marchese Mzntfrezlini hat Longhena p. 178 ein
Bild verzeichnet, welches Maria in einer offenen Landschaft
darstellt; sie hat ihre Arbeit in ein Körbchen gelegt und liest
in einem Biichelchen, während die beiden Kinder zusammen
Spielen und sich zärtlich umarmen. Ich habe es dort nicht vor-
gefunden, vielleicht weil es nicht im Geringsten an Rafael. erinnert.
p) Im Cabinet von Pramz in Nürnberg befand sich nach
Von Murr's Nürnberger Merkwürdigkeiten S. 464 eine dem Ra-
fael zugeschriebne Madonna, welche der Besitzer im Jahr 161 l in
Bologna erstand. Das Christkind liess ehedem einen Vogel an
einem Faden fliegen, seit der Reinigung aber erschien an des-
Sen Statt ein Kreuz und der Pflegevater Joseph, nach dem