Heilige
F lunilieiz.
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dem eine Rose liegt. Johannes steht der Jungfrau zur
rechten Seite, man sieht seinen Körper nur bis unter die
Schulter, weil ihn Maria verdeckt. Er hält die Arme in
die Höhe, Christus neigt sich zu ihm und sie beide halten
zusammen ein Lamm. Die Knaben blicken sich lieblich mit
unbefangener Fröhlichkeit an. Doch ist das Gesicht des
Christkindes bedeutungsvoller, der Blick seines Auges glän-
zender und tiefer. Maria sieht mit sanft geneigtem Haupt
auf Johannes, ihr jugendliches Gesicht ist fast ernst; es um-
schwebt dasselbe bei einer göttlichen Milde ein stiller Zug der
'l'rauer, eine Ahndung der Zukunft. Joseph, der wenig zu-
rück der Maria zur Seite steht, blickt nachdenkend auf sie
und die Kinder. Maria ist blau gekleidet, ein grünlich
Oberkleid legt sich um ihren Schoos. Sie hat die schön-
sten Hände, die ich je, an einer Rafaelischen Madonna sah.
Frau von Humboldt im Programm der Jenaer Literaturzei-
tung 1809 p. V-VIII. Von keinem Schriftsteller habe
ich dieses Gemälde sonst erwähnt gefunden, auch kenne
ich keine Zeichnung dazu, oder Kupferstich nach ihm.
Demobngeachtet trauen wir der nun hingeschiedenen, kennt-
nissreichen Berichterstatterin Schärfe des Blicks genug zu,
dass sie sich in ihrer Angabe nicht völlig geirrthat und
wir wenigstens ein Bild aus der Werkstätte RafaePs vermu"
then dürfen. Sollte vielleicht die Zeichnung in der Flo-
Tcntiner Sammlung Verz. N. 118 ein erster Entwurf zu
dem Bilde sein? ,
266.
Die heilige Jungfrau in den
Auf Holz. Hoch 3' 4" 6'" br. 2' 4"-
Ruinen.
In der Sacristei des Escurial befindet sich ein Bild,
welches dem Rafael selbst zugeschrieben wird, aber wohl
nur unter seiner Leitimg ausgeführt wurde. Maria, leicht
hingekniet, hält das auf einem Gesimmsfragmellt SilZCHdß
Christkind, welches das Köpfchen nach der Mutter wen-
det und die Rechte. nach dem kleinen Johannes streckt;
dieser reicht ihm kniend ein Kreuzchen dar. im Ilillter-
Sfllnd wandelt Joseph in Ruinen, indem er Sie mit einer
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