Heilige
Familien
und
Madonnenbilder.
261. Die Madonna delY Impannata.
Auf Holz. Kniestüuk. Fast lebensgrosse Figuren.
Maria steht rechts und ist im Begriff das Christkind
von der h. Elisabeth in Empfang zu nehmen, während eine
der h. Frauen, wahrscheinlich Magdalena, hinter der Alten
stehend, das Kind mit dem linken Zeigefinger berührt, wor-
auf es lebhaft und lächelnd Kopf und Blick nach ihr wen-
det, die Mutter aber mit beiden Ärmchen umfasst; Rechts
sitzt vorn auf einem Parderfell Johannes der Täufer in ei-
uem Alter von 10 Jahren und deutet nach dem Heilande
hin. Da Rafael das Bild in Auftrag des Bindo Altoviti, aus
Florenz gebiirtig, auszuführen hatte, so erklärt sich, warum
hier der Schutzheilige dieser Stadt, gegen die Chronologie,
älter und bedeutsamer dargestellt ist. Im Grund des Zim-
mers sieht man ein mit Leinwand, statt mit Glas versehe-
nes Fenster, daher der Name des Bildes. Schon Vasari
erwähnt es im Besitz des Herzogs Cosimus. Nach einer
Wanderung in den Palast Luxenburg zu Paris kam es in
den Palast Pitti nach Florenz zurück.
Dass die Composition dem Rafael angehöre, ergibt sich
ausser dem Zengniss eben erwähnten Schriftstellers, auch
aus einem schönen Entwurf dazu in der Sammlung des
Königs von England Verz. N. 292. Auf demselben fehlt
aber noch der Johannes; dieser ist nun bei weitem der
schwächste Theil auf dem Gemälde, daher die Meinung auf-
kam, dass diese Figur gar nicht Rafaefs Erfindung sei,
was ich indessen nicht annehme, da die Linien seiner Stel-
lung sich gut mit den Übrigen verbinden. Im Christkinde,
namentlich in dessen Köpfchen glaube ich die Hand des
Meisters zu erkennen; alles übrige aber scheint von Schii-
lern RafaeYs ausgeführt, denn so schön auch der Kopf der
Maria der Form nach ist, so hat er doch etwas Kaltes in
dem Ausdruck und der Behandlung; so ist auch die junge
weibliche Heilige glatt und kalt gemalt, ihre rechte Hand