Die
Schlacht
Conslantiwis.
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oder später entstanden sind, auszeichnet, ist_di_e grossar-
tige Haltung, wodurch mitten im Schlachtgewühl doch der
Ilauptgegenstaxld, der Sieg Constantiifs über Maxexitius durch
göttliche Iliilfe, aufs klarste hervortritt; sodann der Reich-
thum an Ideen in den Episoden, welche eben so lebendig
als wahr dargestellt sind, und dem Wiesen einer Schlacht
angemessen, den Begriff derselben auf die mannigfaltigste
und ansehaulichste Weise vergegenwärtigen; endlich das
Dramatische des llergangs, worin nicht allein die Wuth der
sich bekämpfenden Parteien, sondern, bei Vermeidung des
Grässlichexi und in den schönsten Coniiguratioxlexi, das ver-
hängnissvolle Geschick eines Bürgerkrieges in vielen Einzeln-
ziigen auf das ergreifendste vor Augen gestellt ist. Wie
reich erscheint hier RafaePs alles umfassender Genius, wie
arm gegen ihn andere Künstler, die sich in solchen Dar-
Stellungen versucht und selbst darin bedeutenden Ruhm er-
worben haben. Wir erinnern hier nur an die berühmten
Schlachten Alexander's des Grossen von Le Brun. Das Wand-
gemälde hat folgende Inschrift: B. Val. Aurel Constantini
Imp. victoria quasurrnerso Maxentio Christianorum opes fir-
matae sunt.
Die tüchtige Ausführung wird wohl mit Recht dem Gin-
lio Romano zugeschrieben, obgleich er sich dabei der Hülfe
seiner Schüler dürfte bedient haben, wie Scanelli angibt,
und wie die Färbung in den Schatten der Carnation von
einem mehr schwärzlichen, als dem ihm eigenthümlichen
rothbraunen Ton zu beweisen scheint. Überhaupt ist der
allgemeine Ton der Malerei etwas kalt; dagegen ist die
Zeichnung richtig und bestimmt, die Führung des Pinsels
wahrhaft meisterhaft. Auch ist das grosse Verständniss
des antiken Costums in Kleidung und Waffen und deren
fantasievolle, freie Anwendung und Behandlung Sehr zu rüh-
Inen; es ist dieses eine Eigenschaft, welche wir über-
haupt bei Rafael in höherm Grade, als bei irgend einem
Seiner Schüler und selbst mehr als bei Giulio Romano. fin-
den; denn dieser erlaubte sich öfters fantastische, 46m SP5-
lßrn Mittelalter entlehnte Bekleidungen den rein. antiken
beizugesellen, wie z. B. bei den beiden schon erwähnten
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