Die
Loggia
der
Furnesinu.
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seiner irdischen Laufbahn die crstaunungswürdigsten Werke
ausführen. Es muss daher das, was Vasari bei Gelegen-
heit der Frescogelnälde in der Loggia Chigi sagt, als etwas
völlig ungegrilndetes betrachtet werden. Dagegen ist seine
Angabe anzunehmen, dass Rafael zu den Darstellungen aus
der Fabel von Amor und Psyche wenig mehr als die Car-
tons gemacht, und die Ausiührung in Fresco seinen Schü-
lern Giulio Romano und Francesco Penni überlassen habe,
denen sich noch Giovanni da Udiue beigesellte, um den
ornamentalen Theil, oder die schönen Laub- und Frucht-
gevvinde zu malen, welche die verschiedenen Felder umge-
ben. Woher Tltti (Pitt. etc. di lloma p. die Nach-
richt hat, dass auch Gaudenzio da Ferrara und Raifaellino
del Colle an dieser Arbeit geholfen haben, ist unbekannt,
daher sie als unzuverlässig dahingestellt bleibt. Jetzt ist
es schwer über das ursprüngliche Aussehen der Gemälde
zu urtheilen, da sie zum Theil sehr gelitten haben und durch
Carlo Maratti stark überarbeitet wurden; musste er sie doch
durch einen gewissen Gianfraucesco Ilossi mit SÖÜ Kupfer-
nägeln befestigen lassen und den Lufttoil des Grundes völ-
lig übermalen; er gab ihm aber ein zu grelles Blau, wo-
durch die Harmonie der Farben gestört wurde. Indessen
verdanken wir ihm ihre Erhaltung, und so wäre es ilnbillig
mit ihm zu hadern. Auch sind manche Theile noch sehr
gut erhalten, besonders lässt sich bestimmt wahrnehmen, dass
Rafael an dem Bilde, wo Amor den Grazien seine Geliebte
zeigt, die vom Rücken gesehene weibliche Figur "selbst ge-
malt hat. Sie zeichnet sich auffallend vor allen übrigen ,Gestal-
ten aus, sowohl durch die meisterhafte Ausführung und die
zarte Carnatiou, als durch die schöne Zeichnung; zwar sind
auch bei ihr die Formen überaus mächtig, aber sehr fein
gßtühlt in den Umrissen und lebendig modellirt; sie ist
eine wahrhaft überirdische Gestalt. Alle übrigen Figuren,
S0 schön auch ihre Bewegungen und Zusammenstellungen
sind, ermangeln dagegen in der Zeichnung der Zartheit,
Sind öfters übermächtig und fallen in der Carnation ins Ziegel-
rothe. Um Gesagtes hier nicht zu wiederholen, begnüg: ich
mich auf das bereits im ersten Theil S. 303 darüber Mit-