Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Zweiter Theil)

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Bildnisse 
7) O71 
1517-1519. 
238. 
Portrait 
des 
Violinspielers. 
1518. 
Brustbiltl eines Jiinglings von etwa zwanzig Jahren. 
Sein in drei Viertheil gesehener Kopf ist etwas nach der 
rechten Schnlter gewendet; sein braunes Iiaar fallt schlicht 
und grad abgeschnitten bis auf den Nacken und wird von 
einem schwarzen Barett bedeckt. ln der Linken hält er ei- 
nen Violoncellbogen und einige Lorbeerblätter und lmmor- 
teilen. Sein weites, grünes Oberkleid ist mit schwarzem 
Sammtband besetzt und hat einen Kragen von Fuchspclz. 
Der Grund ist grau; vorn an einer Brüstung steht die 
Jahrszahl MDXVIII. Die schöne Bildungu, der unbefangene 
Ausdruck und der tiefe, sinnige Blick geben diesem Por- 
trait etwas überaus anziehendes, was durch die meister- 
hafte Art der Ausführung noch sehr erhöht wird. Man 
sieht, der Meister malte das Bildniss mit begeisterter Liebe 
und Sorgfalt. Die Haltung oder der Effect ist ganz an- 
spruchslos, und sehr verschieden von dem des vorhergehenden 
Bildnisses Leo's X, so dass es kaum begreitiich ist, wie Ra- 
fael so unmittelbar hintereinander ein paar unter sich in 
der Behandlungsart so abweichende, und doch beide so über- 
aus vortreffliche Portraite habe ausführen können. Der 
Ton unseres Bildes ist durchaus klar, ohne eine über die 
gewöhnliche Beleuchtung getriebene Tiefe der Schatten. 
Die Carnation, mit zarten und gefärbten Übergängen, ist 
in den Schatten etwas ins Graue fallend. Als ich das köst- 
liche Bildniss zuletzt im Jahr 1835 im Palast SciarTa C0- 
Iomzu, zu Rom bewunderte, war es bis auf wenige unbe- 
deutende Theile in vortrefliichem Zustande der Erhaltung. 
Leider beabsichtigte man, ohne triftigen Grund, es reinigen 
und herstellen zu lassen, da denn zu befürchten ist, dass 
es demselben wie dem herrlichen Frauenbilalniss von Tizian 
in eben dieser Gallerie werde ergangen sein, das unter der 
angeblich hülfreichen Hand sehr mishaildelt worden ist. 
Über die Person, welche unser Portrait vorstellt, sind 
zwar bis jetzt manche Untersuchungen angestellt worden, 
ohne jedoch zu einem befriedigenden Resultat geführt zu 
haben. Dass wir in ihm einen Dichter oder lmprovisator,
	        
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