Leo
Papst
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von Ctfulio dieses Portraitbild als eins der schönsten ÄVerke
RafaeVs gezeigt wurde; worauf Giorgio erwiderte: Das Werk
ist von der grössten Schönheit, aber nicht von BafaeVs Hand.
Wie nicht? sagte Giulio, weiss ich dieses etwa nicht, und er-
kenng ich nicht die Pinselstriche, die ich selbsten (lklfilll ge-
macht habe? lhr seid im lrrthum, entgegnete Giorgio,
denn es ist von des Andrea del Sarto Hand, und hier seht
ein Zeichen, das man in Florenz daran machte, auf dass es
nicht mit dem Original verwechselt werde. Als Giulio das Bild
hatte nmwenden lassen und das Zeichen sah, zuckte er mit
den Achseln und sagte: „ich schätze es nicht geringer, als wenn
es von RafaeVs Hand wäre, und selbst noch mehr, denn es
ist ausser aller Ordnung, dass ein grosser Meister eines an-
dern Manier so nachahmt und in allen Dingen so ähnlich
macht. Doch genug, das grosse Talent des Andrea wollen
wir anerkennen, wie er es verdient." Nach Gabbiani hatte
die Copie auf der Dicke der Tafel, die in dem Rahmen steht,
die fast unleserlichc Inschrift: ANDREA. F. r und
wahrscheinlich noch die Jahrszahl. Nachmals kam diese be-
wundrungswiirdige Copie in die Gallerie Farnese zu Parma,
und mit dieser durch Erbschaft an den König von Neapel. Jetzt
bcivahrt sie das königliche Museum daselbst.
h) Eine andere Copie malte Giurgvfo Vasari im Jahr 1537
für Ottaviano de' Medici, wie er dieses in seinem Leben I p.
13 erzählt und woriiber auch sein Brief an Ottaviano von 1537
berichtet, welcher in der in Florenz erschienenen Sammlung
der Briefe des erstem bekannt gemacht worden. Höchst Wahr-
scheinlich ist dieses Bild dasselbe, welches aus der Sammlung
des verstorbenen SV. Roscoe in Liverpool nach Holkham, dem
Landsitz des Hrn. Coke, gekommen ist. Es ist sehr schön, hat
aber etwas nachgedunkelt.
c) Portraite nach dem des Cardinal Giulio de' Jlfedici in
unserm Bilde copirt, erwähnt Vasarizwei mit grossem Lob:
Das eine von Andrea del Sarte (VI 11.173), welches Ottaviano
de' Medici dem alten Bischof de' Marzi gab, das andere von
Jacopo da Puntormo (Vlll p. 199), welches ein gewisser Mau-
rer Bossino mit andern Bildern "als Zahlung von jenem erhielt.
Ein solches Portrait, Brustbild, hoch 2' 6" bY- 2' findet sich
verzeichnet im Catalogue des tableziux du Cabinet du Boi
all Luxembonrg. Paris 177i. Lepicie in seinem Cata-
log hält es für das Studium zu obigem Gemälde, indessen
Versichern Solche, die es gesehen, dass es nur ein mittelmääßi-
395 Bild, wahrscheinlich von Puniormo sei. Gestochen von
AVTC- Erlelinck fiirs Cabinet Crozat. fol. Ißndon N- 319.