Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Zweiter Theil)

Papst Leo 
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lndividualität auf eine so vollständige und lebendige Weise 
olfenbaren, wie man diese Kenntniss im Leben nur allmä- 
lig, oder doch nur höchst selten in den glücklichsten Mo- 
menten auf einmal erlangt. Vergleichen wir mit unserm 
Bildniss Leo's X die Beschreibung, welche uns ein anonymer 
Schriftsteller in seiner im vaticanischen Archiv betindlichen 
Handschrift: Leonis X rita anctor. anon. von der. Person 
des Papstes hinterlassen hat, so glauben wir sie wie vom 
Rafaelischen Gemälde entnommen; er sagt darin: „Leo, 
aus der berühmten Familie der Medici, Sohn des Lorenzo, 
war von hoher Statur, schwerfälligem und fettem Körper, 
sehr grossem Kopf, purpurner Farbe, mit grossen und ge- 
schwollenen, ausserordentlich ausgedehnten Augen, die so 
schwach waren, dass er selbst das Bekannteste nur durch 
ein ihnen nahe gebrachtes Glas erkennen konnte, was er 
deshalb immer bei sich zu tragen ptiegte; seine Schultern 
waren breit, sein Nacken und Hals gedrängt und fieischig; 
die Kehle wurde beinahe ganz vom Kinn bedeckt; die Brust 
war geräumig; der Bauch gross; die Lenden und Schenkel 
so dünn, dass sie mit Kopf und Bauch nicht zu harmoni- 
ren schienen. Auf die Weisse seiner Hände that er sich 
etwas zu gut, und er betrachtete ihren Glanz, den er mit 
Edelsteinen noch erhöhte, zum öftern nicht ohne inniges 
Vergnügen." 
„Von frühester Jugend an in der lateinischen Literatur 
unterrichtet und mit der Feinheit und den Künsten seines 
Vaters, Herzen zu gewinnen, ausgerüstet, erweckte er in 
kurzem, seit er nach Rom als Cardinal kam, eine ausser- 
ordentliche Meinung von seiner Ilumanität, Milde und Güte; 
denn er schien gelind und huldreich von Natur. Seine 
Rede war angenehm und einschmeichelnd; zum feinen Un- 
terhandeln von Geschäften fehlte ihm weder Geist noch 
Geschicklichkeit. Ihn unterstützte dabei der grosse Umfang 
seines Gesichtes, das alles auszudrücken sehr geschickt 
wir. Die Cardinäle wusste er nach seinem Willen aufs 
bete zu bearbeiten n. s. w. Darin bediente er sich eines 
äewissen Bernardo da Bibiena, eines Zöglings der Medicei- 
Sehen Familie u. s. w. Leo verstand es die zu ihm Kom-
	        
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