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Glemiilde
1517-
C071
1519.
lischer (lrinun kann] gegen die Allgewalt der göttlichen!
Kraft zu widerstrebeil sucht. Der geflügelte Erzengel hält
in Fleiden Iländen eine Lanze hoch empor, um sie auf den
"Feind zu etossen, seinen Körper deckt ein nicht ganz bis
an die Knie reichender Leibrock und über diesem ein Pan-
zer von Goldschuppeil. Auch ist er mit einem Schwerte
umgiirtet. Die nackten Beine sind nur durch zierliche Halb-
stiefelu bedeckt. Aus den Felsenkliiften sprühen Flammen
und Sehweferldainpf, den Hintergrund bildet eine Öde fel-
sige Landschaft mit einer [Aussicht auf das Heer. Rafael
zeigte in dem Erzengel ein Ideal von jugendlicher Kraft
und Fülle, der in den Formen die Anmuth eines Jiinglings
mit der Stärke eines Mannes verbindet, in der Carnatioxi
die höchste Bliithe der Gesundheit zeigt. Seine Gestalt
bildet einen herrlichen Gegensatz gegen die auch lariiftige,
aber gemeine Bildung des gefallenen Itlngels, der zwar auch
Flügel, aber verkrüppelte trägt und dessen gefallene Natur
durch Bockshörner und einen Schlangenschweif angedeutet
ist. Dessen Carnation, meisterhaft behandelt, hat einen
finstern, braunen Ton. Nach einem richtigen Gefühl für
das Angemessene in derJfunst, hat aber ltafael das Iläss-
liche der Gestalt des Satans durch starke Verkin'zungen
so wenig altgenfällig gemacht, dass die (lberlnacht des götta
liehen Erzengels auf jede Weise sich anfdringt und der
Sinn nur von der Schönheit seiner völlig entwickelten Gee
stalt angezogen wird. Eben so befriedigend wie inder
Form, ist auch die Färbung des Bildes, welche beinahe
nur aus drei Farben, blau, gelb und Fleischfarb bestehend,
ihm einen überaus ernsten Charakter gibt; aber die Tin-
ten der Farben sind auch wieder so mannigfaltig, die Be-
leuchtung so wohl berechnet, dass demohngeaehtet das C0-
lorit Qiuenigrossen Zauber ausübt. Ursprünglich war es sicher
von Rafael grösstentheils allein gemalt; jetzt aber ist es
stark überarbeitet, obgleich noch von ergreifender, unver-
wiistbarer Wirkung. Am Saum des blauen Unterkleides
steht die Inschrift: RAPHAEL. YRBIXÄS. PINGl-JBAT. M. n. xvu.
Siehe I S. 294.
Nach Vasari malte Rafael das Bild in Auftrag des Kö-