300
Gemälde
9011
1515-
1518.
den Darstellungen antiker Gottheiten liegt. Auch die lland mies
Christus, womit er sich auf den Boden stützt, ist bewundrxmgs-
würdig, wegen der Schönheit und. idealen Wahrheit in der
Zeichnung und Ausführung. Diese Bildung des Christus
steht in einem starken Gegensatz zu dem kräftigen Bau
des Simon von Cyrene, oder den getirungenen, rohen For-
men des I-Ienkcrs im Vordergrund. Da das Bild für de"
Altar einer grossen Kirche bestimmt war, so hat Rafael
bei der Axisführung mehr auf eine allgemeinere WVirkung,
denn auf die SOTgHImE Vollendung des Einzelnen und eine
zarte Färbung gesehen, so dass bei Untersuchun-g in der
Nähe vieles nur roh und keck aufgesetzt erscheint, deswe-
gen aber nicht minder gründlich studirt ist und grade des
Meisters helle Fähigkeiten beurkundet. Auf dem Stein im
Vorgrund steht: RAPHAEL TRBINAS. Über die Geschichte des
Gemäldes und wie es nach manchen Schicksalen endlich an
den Ort seiner Bestimmung, in die Olivctanerkirche zu Pae
lermo gekommen, habe ich bereits berichtet. Nachmals
liess es Philipp IV, König von Spanien. aus der Kirche weg-
nehmen nnd gab dem Kloster eine jährliche Rente von
1000 Scudi. Die Spanier nannten es „La Joya." Nach-
dem es einige Zeit den Hauptaltar der königlichen Capelle
in Madrid geschmückt hatte, kam es in die Gallerie des
Palastes Im Jahr 1813 brachten es die Franzosen mit
noch vier andern Gemälden RafaeYs nach Paris, und boten
es in London, wie Buchanan berichtet, des Besitzes nicht
mehr sicher, um L. 70th) zum Kauf an, fanden aber, da
man es ilicht unter dem rechten Namen, sondern unter dem
des Sebastiano del Piombo antrug, keinen Käufer. Bald
darauf erfolgte der Friedensschluss von 1815, wodurch ein
jedes Land die ihm geraubten Kunstschätze zuriickcrhielt.
Indesssen hatten die fünf Bilder RafaeFs aus Spanien sehr
gelitten und mussten meist vom Ilolz auf Leinwand über-
1) Siehe Richard Cumberlaud Catalogue of several pictures of
{he king of Spain. Lßlldüll 1782. Dieser Schriftsteller will einen
Fluss zu viel im Gemälde gesehen haben, was sicher ein Ifrthunm
ist, und wohl daher rührt, dass dieser Herr sich nicht in die öfters
unterbrochene Bewegung der Figuren finden konnte.