294
Gczuiilcle
C011
1515
1518.
226.
Madonna
della
Sedia.
A uf
Holz.
Rund
V0 H
Durchmesse:
Kniesiiick. Maria umfasst mit beiden Armen dasauf
ihrem Sehoose sitzende Christkind, indem sie die Rechte
auf die Linke legt und ihr reizend schönes Ilaupt gegen
das des göttlichen Knaben neigt. Beide schauen aus dem
Bilde, sie voll Anmuth, er ruhig, unbefangen und voll ho-
hen Ernstes. Ein gestreiftes Tuch bedeckt ihren Kopf und
fällt nach hinten; ein reich verziertes Gewand mit Franzexi
umhüllt den Obertheil des Körpers. Rechts sieht man den
kleinen Johannes sein Kreuzchen im Arm, mit Blick und
gefaltenen Händen seine Verehrung bezeugend. Die ziew
liche Endigung der Sessellehne ragt auf der Seite links llül"
vor und gab dem Bild seinen Namen. Die Färbung des
Gemäldes ist klar und hell trotz einiger kräftigen jSchat-
ten, und in der Art der Frescomalerei gehalten, daher zu
vermuthen, dass Rafael nach anhaltenden Arbeiten dieser
Art und bei entivöhntem Auge für die tiefe Färbung der
Ölfarbenes ausgeführt; auch die Behandlungssveise deutet
darauf hin, indem es höchst geistreich mit meisterhafter
Freiheit und keckem Auftrag der Farbe gemalt ist. Ich
hatte Gelegenheit, das Bild im unmittelbarstenTageslicht in
der Nähe auf einer Staffelei zu sehen, und konnte dessen
vortreifliche Erhaltung sowohl, als die Art, wie es behan-
delt ist, genau untersuchen; ich war nun überrascht zu fin-
den, dass in der Malerei dieses Bildes die Freiheit des
Pinsels oft so weit geht, dass nicht einmal die verschiede-
nen Töne in einander gestrichen, die Umrisse genau be-
zeichnet sind; nur der Kopf der Mutter so wie der des
Kindes zeigen etwas mehr Sorgfalt; allein in allen Theilen
stehen die Tinten so wahr, mit solcher Kenntniss der Ab-
stufungen nebeneinander, dass in nur geringer Entfernung
das Bild die WVirkung thut, als seien die Farben aufs zär-
teste in einander rerschmolzen. Es begegnete daheriselbst
Hrn. von Rnmohr (Itatienische Forschungen III S. 117), dass
er glaubte, die Farben seien stark vertrieben, und. setzt
deshalb die Eiltstehung des Bildes ins Jahr 1510, „als Ra-