Villa
Rafuele.
287
Die Wände des gewölbten Zimmers sind durch männ-
liche Ilernlen in verschiedene Felder getheilt, welche auf
weissem Grund. grotteskenartige Ornamente und kleine Fi-
guren zeigen. lm mittleren Feld befindet sich immer in
einer Art leicht gebauter 'l'empel das Bild der Diana von
Ephesxis. Geflügelte Genien treiben hier im Schutz der
Dlutter Natur ihr Spiel mit kleinen Reitern, welche die
von jenen dargereichten langen Wimpeln zu erhaschen stre-
ben. In den Seitenbildern sieht man immer einen stolz auf
dem Wasser einherzieheilden Schwan und auf der umgeben-
den Grotteske ein paar Satyrn, welche fröhlich und voll
Übermnth die Becken schlagen. Laubgewinde umgrenzen
die Felder des Kreuzgewölbes, in welchen gleichfalls Ge-
nien und Knaben auf den leichten Ornamenten scherzend
spielen. Auf den zwei schmälern Feldern über den
Fenstern sieht man die Figuren des Mercnr und der
lklinerva, woraus man schliessen könnte, ein die Kunst lie-
bender Kaufmann habe das Zimmer ansschmiickeli lassen.
Auf den zwei Ilauptfeldern der Decke sehen wir ausser
ähnlichen Umgebungen immer zwei Medaillons mit jugend-
lichen Fraucnbildnissen. Das eine ist unbekleidet, das
zweite hat die Brust halb bedeckt, das dritte ist eine schöne
Römerin in weissem Kleid mit rother Stickerei, das vierte,
gleichfalls bekleidet, ist im Profil gesehen. Dass diese Por-
traite Itreundinnen des ehemaligen Besitzers des Hauses
darstellen, ist sehr wahrscheinlich, allein irrig werden sie
die Geliebten RafaePs genannt und sind als solchedvon G0-
defroy und Aubert gestochen in dem „Recueil diestampes
gravees (Yapres des peintures antiques, italiennes par 4A. B.
Desnoyers dessixiees en 1818 et 1819. Paris 1821." Zwar
befindet sich unter den acht weiblichen Bildnissen dieser
Sammlung auch das der Geliebten Iiafaells im Palast Bar-
berini, allein dieses mit noch drei andern sind den Fresco-
bildern eines Zimmers der Villa Lante auf dem Janicolo
entnommen, die bekanntlich Giulio Romano nach dem Tode
RafaePs für Baldassare Turini erbaut und ausgeschmiickt
hat. Doch wir kommen wieder auf die Frescobilder unse-
res Zimmers zurück, um vor allen Dingen anzugeben, dass